Mit dem NPD-Bus in die "Frontstadt"
Neonazis aus ganz Deutschland werden am Sonnabend für einen rechten Szene-Shop in Rostock demonstrieren. Ein breites Bündnis von Anwohner/innen bis hin zu Antifas ruft zu Protesten auf.
zuletzt aktualisiert am 29.06.2007 (Infonummern, Gegenveranstaltungen)
EA-Nummer: 0176 - 657 647 01
Infotelefon: : 0151 - 501 558 77
WAP-Ticker: http://ticker.hopto.org/ (Anleitung)
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Antifa-Flugblatt zum Laden, 170 KB |
Manchmal scheint es, als leben Neonazis in einer Traumwelt. Seit ein Nazi-Laden in Rostocks Innenstadt eröffnet hat, machen sich in dessen Nachbarschaft Unmut, Sorge und Angst breit; sicher ist, dass niemand aus der Umgebung etwas mit den Rechten um Thorsten de Vries und Torben Klebe zu tun haben will. Die NPD dagegen redet in einer Pressemitteilung Anwohner herbei, die täglich im Geschäft vorbeischauen und ihre Solidarität mit den Betreibern bekunden würden.
Am kommenden Sonnabend will die NPD solche "Anwohner" aus ganz Deutschland heranschaffen, um gegen die Anti-Nazi-Proteste in Rostock auf die Straße zu gehen. Jene Partei, deren Mitarbeiter schonmal mit Knüppeln vor dem Laden posierten und Antifaschist/innen bedrohten, will damit gegen ein Bündnis der "etablierten Politik" mit dem "roten Terror" demonstrieren. Wie sich diese Friedfertigkeit mit den unzähligen rechten Aufrufen zu Gewalt verträgt, erklärt die NPD nicht.
In der Auseinandersetzung mit den Plänen der Neonazis wächst das breite Bündnis gegen Rechts, das sich in Rostock formt, beständig. Eine Reihe von Parteien, Vereinen und Verbänden ruft an dem Tag zu Protesten auf. Antifaschist/innen rechnen mit Unterstützung aus anderen Städten, von der Fusion etwa sollen Busse nach Rostock fahren. Auf Plakaten im Internet wird dazu aufgerufen, den Naziaufmarsch zu verhindern.
Die NPD will sich zu ihrem Zug um das Stadtviertel Kröpeliner Tor-Vorstadt ab 13 Uhr am Werftdreieck treffen. Von dort aus soll es durch Maßmann- und Ulmenstraße zur Wismarschen Straße gehen. Über Doberaner Platz und Doberaner Straße wollen die Neonazis dann mit ihren 500 angekündigten Leuten bis spätestens 23 Uhr ihr Solidaritätsmärschchen über die Bühne gebracht haben.
Mehrere angekündigte Kundgebungen gegen Rechts in und um die KTV wurden von den zuständigen Behörden untersagt. Einzig eine zentrale Veranstaltung auf dem Margaretenplatz mitten im Stadtviertel kann deshalb ab 12 Uhr offiziell stattfinden. Da der Weg dahin auf jedem Fall über die Nazi-Route führt, sind Vorkontrollen wahrscheinlich. Nach den Erfahrungen mit dem G8-Polizeieinsatz ist damit zu rechnen, dass die Polizei übereifrig auf dunkle Kleidung und Sonnenbrillen reagieren wird...
Am Tag wird ein Ermittlungsausschuss aktiv und unter der Nummer 0176 - 657 647 01 erreichbar sein. Die Polizei hat bereits den Einsatz mehrerer Hundert Beamter auch aus anderen Bundesländern angekündigt. Ein Infotelefon für Antifaschist/innen ist unter der Nummer 0151 - 501 558 77 mit News am Start. Auch ein WAP-Ticker liefert unter der Adresse http://ticker.hopto.org/ aktuelle Infos.
Falls ihr die Ereignisse nicht so recht oder gerade erst gefallen sollten, will die NPD eine Woche später am 07. Juli bereits wieder nach Rostock kommen. Eine Demonstration ist bereits angemeldet.
Die Nazis wähnen sich in ihren Veröffentlichungen und Statements im Kampf um die "Frontstadt" Rostock. Dass die Auseinandersetzung mit dem Laden über spektakuläre Events hinaus weitergehen wird und es lange dauern kann, bis er dicht macht, erkennen sie selten. Genausowenig, dass der Protest gegen jeden Wahnsinn eines "nationalen Sozialismus" mehr bedeutet als die Existenz eines kümmerlichen Nazi-Shops oder die Pleite eines cholerischen Schlägers. Denn in anderen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns sind Anwohner/innen, die im rechten Laden um die Ecke vorbeischauen, leider keine Wunschvorstellung der Nazis, sondern bittere Realität.
Links
Radau gegen Rechts
Eine Artikelsammlung und Presseschau zum Nazi-Laden in Rostock
http://www.links-lang.de/0607/07.php
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