links-lang fetzt!

"Neonazis bereiten sich auf Gewalt vor"

Vor NPD-Demonstration am Sonnabend in Rostock Ankündigungen massiver Gewalttaten auf rechten Internetseiten

28.06.2007

Eine Pressemitteilung der Antifa A3 Rostock von heute.

David Petereit
David Petereit zur Eröffnung mit Knüppel, 800x600, 125 KB
Antifa-Transpi
Antifa-Transpi 800x600, 108 KB
Antifa-Flugblatt
Antifa-Flugblatt zum Laden, 170 KB
Rostock - 28.06.2007 - Im Vorfeld einer NPD-Demonstration am kommenden Sonnabend in Rostock kündigen Neonazis im Internet offen und verdeckt weitreichende Gewalttaten an. Die NPD benennt bereits Ziele für ihr gewaltbereites Klientel. Antifaschist/innen warnen Anwohner/innen und Gastwirte der Stadt vor Angriffen durch die Rechten.

Auf populären Nachrichtenseiten der Neonazi-Szene wähnt man sich zurück in den Unruhen der späten Weimarer Republik. "Auch zum damaligen Zeitpunkt war Terror oft nur mit Gegenterror in den Griff zu bekommen." Offen ruft man dazu auf, "linkslastige Einrichtungen" Rostocks am Sonnabend "zum Zielobjekt entsprechender Gegenmaßnahmen" zu machen. Jedes Geschäft, jede Gaststätte, jede Kneipe, die die Rechten als "links" deuten, könnte so zum Ziel von Angriffen werden. Die NPD hat in ihrem Aufruf zur Demonstration bereits ein Café in Rostock explizit genannt. Das Publikum, das die Partei erwartet, antwortet mit der Ankündigung, linke Projekte in "Schutt und Asche" legen zu wollen. Aus dem Umfeld des Neonazi-Ladens um den Betreiber Thorsten de Vries heißt es: "Seit bitte kreative und fahrt nach der Demo nicht gleich nach Hause sondern trinkt Abends in den Studentenkneipen der Rotfrontler noch ein paar Bier oder einen Kaffee." Auch der Angriff von Wohnungen vermeintlicher Linker wird in der Szene genannt: "Dann tragen wir den Krieg zu ihnen nach Hause. Da gibt es auch Fensterscheiben."

Die Neonazis benennen deutlich die Mittel, mit denen sie gegen all jene vorgehen wollen, die sie als ihre Gegner ausmachen: Erhebliche Gewalttaten bis hin zum Mord. "Bewaffnet Euch und erschiesst das Gesindel!", heißt es etwa in einem Kommentar. In einem anderen wird die Erwartungshaltung der Rechten für den kommenden Sonnabend deutlich: "Ich persönlich hoffe ja auf zünftige Straßenschlachtszenen wie zu Weimarer Zeiten. Wenn Gewaltanwendung unvermeidlich wird, dann aber bitte ohne Rücksicht auf Verluste und so, daß es dem Antifapack noch wochenlang schwere Selbstbewußtseinsstörungen, wenn nicht dauerhafte Schäden verursacht!" Und auch über die Pläne in den folgenden Wochen spricht man sich aus: "Im Fall Rostock braucht sich die Antifa nicht wundern, wenn es demnächst regelmäßig vor die Birne gibt und einige Leute im größeren Umkreis stink sauer sind." Bewußt will man außerdem Auseinandersetzungen provozieren, um dann mit aller Härte gegen Antifaschist/innen vorzugehen.

Diese radikalen Äußerungen aus der rechten Szene rühren aus einer politischen Sicht her, die nur Gut und Böse, Konflikt und Kampf kennt und Politik mit Gewalt verbindet. Die Betreiber des Neonazi-Ladens spiegeln diese Emotionen wider, indem sie Rostock zur "Frontstadt" erklären, "Keine Kapitulation" als Maxime ausgeben und schreiben: "Kommt die nästen Monate lieber jedes Wochenende nach Rostock und kämpft." Die lokale Auseinandersetzung in Rostock wird verbunden mit jenem Kampf gegen die Demokratie, in dem man sich selber sieht. "Wir sind im Krieg", heißt es in Internetforen. "In dem Krieg der unmittelbar bevorsteht, wird es keine echten Sieger geben, nur Überlebende." Ein anderer Schreiber sieht die Gegner/innen des rechten Ladens in Rostock als Teil einer großen Verschwörung gegen das deutsche Volk und hat die Lösung schon parat: "Ansonsten: bewaffnet Euch und erklärt die Störer wie die politisch Verantwortlichen für vogelfrei. Nicht nur in Rostock- Landes-und bundesweit. Es geht nicht mehr parlamentarisch."

Bereits in der Vergangenheit war es aus dem Umfeld des Ladens zu Übergriffen auf Passanten durch Neonazis gekommen. Zur Eröffnung bewaffneten sich die Betreiber und Besucher - darunter auch der NPD-Landtagsmitarbeiter David Petereit - mit Eisenstangen und bedrohten Antifaschist/innen.

"Die verbale Androhung von Gewalt im Internet geht einher mit dem Kampf der Neonazis um die Straße", erklärt dazu Caroline Jürgens, Pressesprecherin der Antifaschistischen Gruppe A3. "Wer den Neonazis um die NPD und die Kameradschaften jedoch die Straße läßt, übergibt ihnen den öffentlichen Raum. Drohungen, Einschüchterungen und Übergriffe sind die Folge. Deshalb gilt es, den Neonazis offensiv, entschieden und vielfältig entgegenzutreten."

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Radau gegen Rechts
Artikelsammlung zu den Aktivitäten um den Nazi-Laden
http://www.links-lang.de/0607/07.php