links-lang fetzt!

12.10.2002
Eure Kameradschaft kotzt uns an! - Antifaschistische Proteste am 19. Oktober in Neubrandenburg erwartet

Es ist der dritte Versuch. Und diesmal soll es klappen. "Notfalls bis tief in die Nacht" wollen Neonazis am 19. Oktober ausharren, um in Neubrandenburg aufmarschieren zu können.

Logo, 591x424, 283 KB Bisher war Neubrandenburg kein guter Platz für Nazis. Im Juli 2001 konnte nur ein umstrittener brutaler Polizeieinsatz den Weg freiräumen - für knapp über hundert Mitglieder der NPD und sogenannter "freier Kameradschaften". Ein Erfolg war es trotzdem nicht. Der Protest von zweitausend GegendemonstrantInnen hinterließ Spuren. Am Nervenkostüm und an den Fahrzeugen der Rechten. (Bericht)

Im März diesen Jahres dann das Fiasko. Der Nazi-Aufmarsch blieb nach einigen Minuten vor und in einer Blockade stecken. Die Polizei räumte nicht - und nach stundenlangem Warten mussten die Rechten mit Bussen aus der Stadt gekarrt werden. (Bericht)

Kritik aus den eigenen Reihen...

Damals gab es schon im Vorfeld Kritik aus den eigenen Reihen, eine Demo in einer Stadt zu veranstalten, in der es "keine nationale Szene" gibt. Nach dem Desaster im März wurden die Organisatoren um Enrico Hamisch ("Kameradschafts Usedom") öffentlich hart attackiert. Die Aufforderung lautete : "die Ereignisse ... bis ins kleinste Detail aufzuarbeiten, zu analysieren und Konsequenzen daraus zu ziehen."
Die Pleite schmerzte wohl umso mehr, war doch eigentlich genug "Demoerfahrung" versammelt. Mangels rechten Fußvolks vorort machten sich fast ausschließlich Kader auf den Weg in die "berüchtigte antinationalen Hochburg". Neben VertreterInnenn etlicher NPD-Kreisverbände und Kameradschaften aus Mecklenburg/Vorpommern, schickten auch Nazi-Gruppen aus Hamburg, Schleswig-Holstein, Brandenburg und Berlin ihre Delegierten.

...gleich selbstkritischen Neonazis?

Am 19. Oktober wollen sie nun auf jeden Fall "für die Zukunft kämpfen", "während das Bürgertum schläft". Insbesondere Berliner Nazis haben offensichtlich schlechte Erfahrungen in Neubrandenburg gemacht und fahren massive Anti-Antifa Werbung für die Demo auf ihren Seiten.
Vorsichtshalber bis 20 Uhr wurde eine Demonstrationsroute angemeldet, die vom Bahnhof durch die Innenstadt führt. Das passt der Stadtverwaltung gar nicht, andere Straßen wurden von den Nazis aber bis jetzt abgelehnt. Eine kurzfristige Änderung ist also möglich.

Stadtplan, 1202x884, 405 KB Was die antifaschistischen Aktivitäten am Sonnabend angeht, herrscht bis jetzt erstaunliche Gelassenheit. Angemeldet wurde bis jetzt keine Gegendemo. Trotzdem werden hunderte NazigegnerInnen am Treffpunkt der Neonazis erwartet. Traditionell gestaltet sich der Protest alters- und szeneübergreifend - mit der Bereitschaft zu Blockaden des rechten Aufmarschs.

Flyer und Aufkleber verkünden schon jetzt überall: Eure Kameradschaft kotzt uns an! Die Nazi-Versammlungsleitung rät ihren Anhängern "von einer eigenmächtigen Anreise ... dringend ab!".
Wir auch.

17.10.2002
Wenn Deutschland ruft, darf man nie Nein sagen. Joschka Fischer (Grüne) - News zu Aufmarschversuch in Neubrandenburg am Samstag

Tausende Flyer mobilisieren mittlerweile in Neubrandenburg zu Protesten gegen den Neonazi-Aufmarsch am kommenden Samstag.
In der Stadtvertretersitzung wurde ein "Aufruf gegen Gewalt am 19. Oktober 2002" verabschiedet.

Trotz der Versuche des Bürgermeisters die Neonazi-Demonstration am Samstag in andere Stadtviertel zu verlegen, steht die Route mit hoher Wahrscheinlichkeit fest:

Treffpunkt Zug-Bahnhof um 10 Uhr
Beginn dann um 12 Uhr
Marsch gegen Fahrtrichtung über den Ring und die Kreuzung Pferdemarkt in die Woldegker und dann gleich die Krauthöfer Straße, über die Ziegelberg- und die Külzstraße in die Clara-Zetkin-Straße, die Neustrelitzer Straße entlang zurück auf den Ring, von dort zum Rathaus. Nach einer Kundgebung dort, Abmarsch zurück zum Bahnhof (Stadtplan).

Bei Polizei und Stadtverwaltung sorgen insbesondere die Wegstrecken auf dem Friedrich-Engels-Ring für Panik. Dabei handelt es sich um eine dreispurige Bundestraße mit hohem Verkehraufkommen. Die Einbahnstraße läßt sich auch schwer umfahren. Blockaden werden hier wohl kaum zugelassen werden, um eine Lahmlegen der ganzen Stadt zu verhindern.

Ansonsten setzt die Polizei nach Zeitungsberichten, wie beim letzten Mal im März, auf Deeskalation.

Für AntifaschistInnen, die mit dem Zug anreisen wollen, sei darauf hingewiesen: In allen Nazi-Aufrufen wird geraten mit der Bahn nach Neubrandenburg zu fahren. Also anders fahren oder vorsichtig sein oder Vorkehrungen treffen oder zu hundert fahren oder....

Allen sei nochmal die Lektüre der Demohinweise ans Herz gelegt. Es wird in Neubrandenburg auch einen Ermittlungsausschuss (EA) geben, die Telefonnummer ist vorort zu erfahren.

Kurzfristige Änderungen sind immer noch möglich!
Die Nazi haben ihren Aufmarsch bis 20 Uhr (!) angemeldet. Zieht Euch warm an!

Weitere Infos gibt es unter anderem beim AJZ Neubrandenburg.