28.07.2002
Selbstbewußt in die Küche - Klassische Themen bei der rechter Frauen-Demo in Greifswald
Woran mißt sich die Qualität einer Demonstration? An der Vermittlung politischer Ideen? An der Teilnehmerzahl? Am Spaß, den die TeilnehmerInnen haben? Oder an der öffentlichen Wirkung? Fragen, mit denen sich Nazis nicht auseinanderzusetzen scheinen. Während einer Demonstration am 27. Juli in Greifswald machten sich die Teilnehmerinnen vor allem lächerlich.
Nur Teilnehmerinnen, denn es war die "1. Nationale Frauendemonstration". Das machte sie jedoch scheinbarer Emanzipation wegen auch nicht sympathischer, ging es doch nach klassisch-rechter Manier "Gegen Kindesmißbrauch und Abtreibung". Eher wurde klargestellt, dass das Thema eben Frauensache ist. Denn organisiert wurde die Demo durch den Nazi-Kiez Ostseeviertel trotzdem noch von den üblichen - männlichen - Verdächtigen der Greifswalder NPD und der ihr angeschlossenen "Bürgerinitiative zur Wahrung der Grundrechte". Und Doris Zutt, Mitglied des NPD-Bundesvorstandes, erzählte den 17 teilnehmenden Mädchen freilich nichts über Patriarchat, Emanzipation und Feminismus, sondern gab "typisch verkürzte Kritik an Gewaltverbrechen vermischt mit Rassismus und faschistischen Weltverschwörungstheorien" von sich, wie bei indymedia berichtet wird. Die üblichen Erklärungsmustern also diesmal auf Familienpolitik angewandt.
Für die Faschos ist diese Angelegenheit von Frauen. Das wurde auch in den Sprechchören deutlich, die eine Vorrednerin monoton von sich gab: von "Deutschlands Kinder sind Deutschlands Zukunft", "Ohne Kinder keine Zukunft", "Todesstrafe für Kinderschänder" oder "Mehr Sicherheit für unsere Kinder" wird berichtet. Vielleicht haben sich die Teilnehmerinnen mit den Parolen nicht so wohlgefühlt, denn so recht schienen sie die überwiegend 15/16-Jährigen nicht zu begeistern. Einzig beim schon länger bekannten "Wir sind dabei - deutsche Jugend drogenfrei" kam etwas Stimmung auf.
Vielleicht lag das auch an den Reaktionen von PassantInnen, AnwohnerInnen und PolizistInnen auf die Truppe: Vielfach wurde sie einfach ausgelacht. Dahingestellt, ob es an der Teilnehmerinnenzahl, den Sprüchen oder dem Erscheinungsbild der Frauen im typischen Rene-Style lag.
Die Demonstration war vielleicht ein Novum für die Fascho-Szene, dafür jedoch wenig spektakulär. Das sollte jedoch nicht verschleiern, dass sich die Nazis des Themas annehmen und es öffentlich behandeln. Weniger an die Öffentlichkeit - nämlich gar nicht - traten dafür protestierende AntifaschistInnen. Dabei waren die Möglichkeiten, die Demonstration zu verhindern, angesichts von 29 Nazis und vielleicht 50 PolistInnen zahlreicher als so manches andere Mal.
Mehr Infos zum Thema und der Demo gabs im Vorraus schon in diesem Text.
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