links-lang fetzt!

19.12.2002
Ducherow ist überall - oder auch nicht? - PDS benennt Rassismus in Anklam

Aus für die rassistische Einheitsfront in Anklam. Der SPD-Abgeordnete Rolf Koehler sprach noch von einer latenten Einstellung der Bürger. Mit härteren Worten rügt nun ein lokaler PDS-Abgeordneter seine Nachbarn, die Unterschriften gegen ein geplantes Flüchtlingsheim in der Stadt sammeln: "Ein rassistischer Grundkonsens scheint bei vielen Kommunalpolitikern gang und gäbe zu sein." Gleichzeitig mahnt der für die PDS in der Anklamer Stadtvertretung sitzende Nico Lamprecht, dass das Schicksal der betroffenen Flüchtlinge außer Acht gelassen werde: "Es handelt sich immer noch um Menschen."

Die Anklamer PDS hat sich für ein Flüchtlingsheim in Anklam ausgesprochen. Geht jedoch noch weiter: Grundsätzlich beharrt sie auf einer dezentralen Unterbringung, heißt es von der jüngsten Klausurtagung der Partei. Das sind erste Schritte in eine Richtung, die Menschen nicht-deutscher Herkunft gleiche Rechte wie solchen mit deutschem Paß zugesteht. Schritte, die leider in Dunkeldeutschland ein gewagtes Unterfangen sind, das auch Widerspruch aus den eigenen Reihen provozieren kann. Das zeigt die Beteiligung oder stillschweigende Hinnahme von Rassismus auch durch die PDS in Ducherow.

Der Wunsch nach einer "sauberen" statt friedlichen Stadt...

Dabei sind die Argumente, derer sich die Gegner eines Flüchtlingsheims ob in Anklam oder woanders bedienen, altbekannt und plump. Um sich nicht mit ihrem Rassismus zu diskreditieren, führen sie eine sich angeblich spannende soziale Lage in der Stadt an. Ein Flüchtlingsheim würde Angriffe von Neonazis provozieren. Wer jedoch so argumentiert, gesteht eines ein: Dass er nicht willens ist, Menschen nicht-deutscher Herkunft im Stadtbild anzuerkennen, mit ihnen so zusammenzuleben, wie er es mit solchen deutscher Herkunft tut. In einer Stadt, in der Flüchtlinge als Menschen anderer Herkunft akzeptiert und respektiert werden, wird rassistischer Gewalt der Nährboden entzogen. Tragen die Anklamer jedoch ihre Ablehnung eines Flüchtlingsheims weiter zur Schau, fühlen sich rechte Gewalttäter nur als die bekannten "Vollstrecker des Volkswillens".

...zeigt sich in der Akzeptanz von Neonazis

das 'New Dawn' in Anklam, 600x405, 154 KB Noch eine weitere Tatsache entlarvt das angebliche Interesse der Flüchtlingsheimgegner an Ruhe und Frieden in der Stadt. Seit Jahren, so weist ein Beitrag im Forum hin, existiert in der Innenstadt Anklams der rechte Szene-Laden "New Dawn". In der Broschüre "...in der Mitte angekommen" wird Ladenbesitzer Markus Thielke als Mitglied des neonazistischen Kameradschaftsbundes Anklam genannt. Im "New Dawn" ist von Szene-Klamotten bis hin zu indizierter Musik alles zu bekommen. Außerdem gilt der Laden auch als Treff für Rechte: Von ihm gehen etwa Flugblattverteilaktionen aus, so heißt es in der Broschüre. Selbst der Verfassungsschutz kommt nicht umhin, den Kameradschaftsbund Anklam in seinem Jahresbericht 2001 als neonazistisch und das "New Dawn" als "rechtsextremistisch" zu bezeichnen. Doch in Anklam stören sich scheinbar ungleich weniger Menschen an der Nachbarschaft zu Neonazis als an der zu Menschen nicht-deutscher Herkunft.

Es mag plakativ klingen, ist aber einfach: Nicht die Flüchtlinge sind es, die für Unfrieden in Anklam sorgen. Es sind die, die gegen sie hetzen, sie kriminalisieren. Es sind nicht die, die grundlegende Rechte - Leben! - nutzen wollen. Es sind die, die ihnen diese absprechen.

die Pressemitteilung von Nico Lamprecht ist hinter diesem Link nachzulesen!