Ob es einen NPD-Kreisverband gibt oder nicht, spielt für die Präsenz der NPD in den Städten und Orten Mecklenburg-Vorpommerns keine Rolle, seit sie sich der Unterstützung der Neonazi-Kameradschaften sicher sein kann. Strukturell verfügt die Szene über tiefbraune, aber auch fast weiße Flecken auf der Landkarte.
Mit ihren fünf Kreisverbänden und insbesondere dem Mitgliederzuwachs aus den "freien Kameradschaften" scheint es fast, als ob die NPD das gesamte Bundesland abdecken könnte. Die Partei verfügt jedoch fast nur über regionale Schwerpunkte; in einigen Gegenden gab es seit Jahren keine wahrnehmbaren Aktivitäten der NPD. Da sie bisher nur dort über Strukturen verfügte, wo auch ihre neuen, ehemals "freien" Mitglieder seit Jahren Neonazi-Propaganda verbreiten, wurden diese zwar gestärkt, aber mit Ausnahme des Uecker-Randow-Kreises nur selten ausgeweitet. Der Landesvorstand unter Vorsitz des altgedienten Partei- und Bundesvorstandsmitgliedes Stefan Köster ist wesentlich mit langjährigen NPD-Kadern besetzt.
Die Kreiverbände der NPD
Im Westen des Bundeslandes konzentriert sich der NPD-Kreisverband auf den Landkreis Ludwigslust. Dort, wo Stefan Köster, Klaus Bärthel oder Michael Grewe in Kreis- oder Kommunalparlamenten sitzen, finden auch ihre wesentlichen Aktivitäten in der Region statt. Während sich in Wismar und der Umgebung die Neonazi-Szene und die NPD langsam annähern und gemeinsame Veranstaltungen durchführen, gibt es in der Landeshauptstadt Schwerin dagegen keine festen rechtsradikalen Strukturen.
Von Rostock und dem Landkreis Bad Doberan aus müssen die Landkreise Güstrow und Müritz mitverwaltet werden. Außer einigen kulturellen Aktivitäten wie Konzerten oder Liederabenden hat die dortige Szene trotz eines Mandates im Kreistag von Waren-Müritz wenig politische Aktivitäten aufzuweisen. Einzig in Rostock und dem nahen Landkreis Bad Doberan ist zu beobachten, dass die verschiedenen Neonazi-Gruppen bereit sind, sich unter dem Dach der NPD zusammenzufinden und für die Partei aktiv zu werden.
Im Nordosten des Landes hat die Partei außer den zwei Bürgerschaftsabgeordneten Dirk Arendt und Bernd Flotow in Stralsund und regelmäßigen Aktivitäten in der Hansestadt wenig vorzuweisen. Den beiden Neonazis Robert Rupprecht und Axel Möller aus Stralsund gelingt es zwar immer wieder, über das Internet Aufmerksamkeit für die "Schülerzeitung" Avanti in Grimmen und Umgebung zu erregen. Die tatsächliche Relevanz ist jedoch geringer, als es die regelmäßige Medienpräsenz zu glauben macht. Übrig bleiben auf Rügen und in Nordvorpommern Aktivitäten rechter Cliquen und unregelmäßige kulturelle Aktivitäten.
Der NPD-Kreisverband Ostvorpommern, der sich auch über den Landkreis Demmin und die Stadt Greifswald erstreckt, dürfte dagegen einer der aktivsten sein. Nicht nur ist der Kreistagsabgeordnete und Anklamer Stadtvertreter Michael Andrejewski eines der wenigen NPD-Mitglieder, das Zeit in die Kommunalpolitik investiert. In Ostvorpommern gibt es darüber hinaus fast flächendeckend Neonazi-Gruppierungen, die sich im Sozialen und Nationalen Bündnis Pommern zusammengeschlossen haben. Ihre Aktivitäten reichen von Konzerten über Heimatabende bis hin zur regelmäßigen Veröffentlichung von "Bürgerzeitungen" in einer Auflagenhöhe von mehreren zehntausend Exemplaren. Einzig im Landkreis Demmin und der Stadt Greifswald gelingt es der Szene trotz dort lebender Kader nicht, Fuß zu fassen.
Das haben die Neonazis im Kreisverband Mecklenburg-Strelitz, der darüber hinaus Neubrandenburg und den Uecker-Randow-Kreis umfaßt, nicht mehr nötig. Mit der Mecklenburgischen Aktionsfront und verschiedenen Kameradschaftsgruppierungen aus Ueckermünde und Umgebung ist die Szene fast in dem gesamten Gebiet präsent. Mit der "Bürgerinitiative schöner und sicherer wohnen in Ueckermünde" versuchen die Neonazis um Tino Müller, sich ein seriöses Image für ihre Propaganda zu geben. Gerade in Mecklenburg-Strelitz kommt es außer zu Konzerten oder Propaganda-Aktivitäten nicht selten auch zu rechten Gewalttaten.