Frauen kommen in der rechten Propaganda kaum vor – außer, um das „Erbe unserer Ahnen“ zu erhalten. Im Klartext: Kinder zeugen.
05|09|2006
Am 16. September will die NPD in Sachsen/Anhalt einen bundesweiten „Nationalen Frauenring“ gründen. Als Grund für das Treffen, gibt eine der Initiatorinnen lediglich an: weil „es in jeder anderen größeren Partei bereits vergleichbare Strukturen gibt“. Ob damit ein Richtungswechsel in der Frauenpolitik der ultrarechten Partei verbunden ist, darf getrost bezweifelt werden. Der laufende Wahlkampf in Mecklenburg/Vorpommern bietet dafür keine Anhaltspunkt.
Frauen sind nach NPD-Vorstellungen offenbar hauptsächlich dafür verantwortlich, den „biologischen Fortbestand unseres Volkes“ zu sichern. Doris Zutt, einzige Frau im Bundesvorstand der NPD und (natürlich) verantwortlich für das Ressort Familie drückte es in einer Rede deutlich aus: "Wir haben unsere Männer, die an vorderster Stelle das Recht auf Arbeit haben. Wenn ich auf die Frauenpolitik gehe, dann sage ich, die Männer gehen arbeiten, die Frauen bleiben zuhause. Wir bekommen die Kinder, wir müssen die Zukunft sichern."
Gleichgeschlechtliche bzw. uneheliche Lebensgemeinschaften hält die NPD dafür allerdings für ungeeignet. Als Gerüst wird die Ehe gesehen. Auf Landeseite der NPD-MV hört sich das so an: „Sie ist das heilige Versprechen von Mann und Frau, (...) eine Familie zu gründen, damit das Erbe unserer Ahnen der Zukunft erhalten bleibt“ .
Getreu der üblichen rechten Maxime, dass sich das einzelne Individuum, dem Wohl des „deutschen Volkes“ unterzuordnen habe, wird auch das Selbstbestimmungsrecht der Frauen eingeschränkt. Im Parteiprogramm heißt es: „Nationaldemokraten lehnen die jede Gemeinschaft gefährdende „Selbstverwirklichung“ (...) ab.“ Folglich ist eine Abtreibung keine freie Entscheidung der Schwangeren, sondern nur bei einer schweren Behinderung des Kindes, nach einer Vergewaltigung oder bei gesundheitlichen Gefährdung der Mutter vorgesehen.
Ein Blick auf die Landesliste der NPD macht deutlich, dass dieses Frauenbild auch strukturell verankert ist. Die Kandidatenmischung aus fünfzehn Kameradschaftsnazis, westdeutschen Parteikadern und unauffälligen No-Names ist zwar heterogen. Sie besteht allerdings ausschließlich aus Männern. Unter den 36 aufgestellten Direktkandidaten, ist die 26jährige Nancy Barth aus dem Landkreis Nordwestmecklenburg die einzige Frau. Bei den Bundestagswahlen traten nur 31 Frauen unter 389 NPD-Kandidaten an.
Politik ist offenbar nicht nur in der NPD fast reine Männersache. In der rechte Szene Mecklenburg/Vorpommerns spielen Frauen und Mädchen insgesamt eine untergeordnete bzw. „geschlechtsspezifische“ Rolle, wie etwa die Sorge, um das leibliche Wohl der Kameraden. Zwar marschieren weibliche Neonazis bei Demonstrationen mit, aber nur in Einzelfällen, etwa bei der "Mecklenburgischen Aktionsfront", zählen sie zum Kreis der Aktivisten. Steigend ist aber offenbar der Beteiligung von Frauen im Rahmen der rechten Kulturarbeit. Bei Aktivitäten der Heimattreuen Deutschen Jugend (HDJ) und beim Heimatbund Pommern (HBP), wie Tanznachmittagen, Zeltlagern und Ausflügen, ist der Anteil von Frauen vergleichsweise hoch. Beim rechten Kulturkreis Strelitz sind sogar zwei Frauen im Vorstand vertreten. Im Kulturbereich sind auch Angebote speziell für weibliche Rechte zu finden. In Burg Stargard gibt es beispielsweise einen eigenen "Mädelkreis". Hinzu kommen Freizeitaktivitäten mit reinen Mädchengruppen. Trotz der geringen Anzahl rechter Aktivistinnen, ist deren Einfluss insbesondere bei der Nachwuchsrekrutierung nicht zu vernachlässigen. Bundesweit wird in den letzten Jahren ein zunehmender Frauenanteil in rechten Szenen registriert.
Analysen zeigen: die NPD, wird von deutlich weniger Frauen als Männern gewählt. Trotz des emanzipationsfeindlichen Frauenbildes der Neonazis sind aber rassistische und andere rechte Einstellungen kein geschlechtsspezifisches Problem.
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