"Front deutscher Äpfel" stiehlt der NPD in Anklam die Show
29|08|2006
Im verregneten Anklam glaubte die NPD heute an ein Heimspiel. Auf dem leeren Marktplatz scharrten sich ein paar rechte Glatzköpfe mit Bierflaschen um einen Infotisch. Ein Landtagskandidat der Partei und andere Funktionäre geiferten vor dem spärlichen Publikum ins Mikrofon. Laut schallte ein Lied durch die Straßen, dass mit der baldigen Rache an den Verrätern drohte.
Doch dann kam Bewegung in die Handvoll gelangweilter Fotografen und Kamerateams. Eine Gruppe schwarz uniformierter Personen betrat in Formation den Marktplatz. Rote Armbinden mit weißem Kreis und ebensolche Fahnen und Transparente bestimmten das Bild. Es werden Parolen skandiert: "Was gibt der deutschen Jugend Kraft? Apfelsaft! Apfelsaft!" Die wenigen anwesenden Anklamer und Anklamerinnen schauen irritiert. Die "Front deutscher Äpfel" will sich als "einzige nationale Kraft" etablieren und bezeichnet die NPD als "Splitterpartei". Unverholen rufen die ApfelaktivistInnen einen NPD-Redner auf, sich doch lieber ihrer Front anzuschließen und verschenken deutsches Obst. Zumindest in Anklam gelingt es der Apfelfront, der rechten Konkurrenz die Show zu stehlen. Nach einem Tanz des "Führers" mit einer Kameradin zieht der Trupp durch die Stadt, um ihre Forderungen unter die Menschen zu bringen: Keine Überfremdung des deutschen Obstbestandes mehr! Südfrüchte raus!
Einige Unterstützer der Kampagne "Keine Stimme den Nazis!" verteilten in Anklam derweil Flugblätter. Größere Auseinandersetzungen mit den "Nationalen" von der Apfelfront blieben aus. Nach der Devise "Die Feinde unserer Feinde sind unsere Freunde" wurden gemeinsam Transparente gezeigt.
Die NPD blieb indessen auf dem Marktplatz im Regen stehen. Etwas Bewegung kam dann doch noch in die rechten Reihen. Ein gutes Dutzend Neonazis machte sich auf den Weg in den nahegelegenen Szeneladen "New Dawn" und klopften an der verschlossenen Eingangstür. Offenbar wollten sie das Geschäft vor einem Anti-Rechts-Spaziergang einer Grünenpolitikerin schützen.