Neonaziaktionen zum Todestag des Kriegsverbrechers Rudolf Heß auch in Mecklenburg/Vorpommern zu erwarten
15|08|2006
Ein bundesweiter Neonazi-Aufmarsch, der am Wochenende zu Ehren des Nationalsozialisten und Antisemiten Rudolf Heß im bayrischen Wunsiedel stattfinden sollte, bleibt verboten. Dennoch ist in den nächsten Tagen mit Ersatzveranstaltungen und Propagandaaktionen der rechten Szene - auch in Mecklenburg/Vorpommern - zu rechnen. Rudolf Heß starb am 17.August 1987 im Kriegsverbrechergefängnis Berlin/Spandau - seitdem stilisieren Neonazis den Hitlerstellvertreter zum "Märtyrer".
Bereits vor der gestrigen Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, das Aufmarschverbot nicht aufzuheben, kursierte auf rechten Internetseiten und in Foren ein Aufruf, sich "bereits rechtzeitig Gedanken über kreative Einzel- und Spontanaktivitäten in Deiner / Eurer Region machen". Die Verfasser des Textes raten zu Klebe-, Plakataktionen oder Aufmärschen und warnen, sich dabei "nicht erwischen" zu lassen.
In Mecklenburg/Vorpommern nutzte die rechte Szene den Heß´ Todestag in den letzten Jahren regelmäßig für, zum Teil großflächige, Propagandaaktionen.
Dabei wurden Transparente aufgehängt, Wahlplakate verunstaltet, Straßen "umbenannt", Aufmärsche durchgeführt und massenhaft Aufkleber angebracht.
Auch in diesem Jahr wirbt beispielsweise das Neonazi-Netzwerk "Mecklenburgische Aktionsfront" (MAF) auf seiner Internetstartseite mit einem Bild des uniformierten Kriegsverbrechers und dem Ausspruch "Ich bereue nichts!". Außerdem werden Heß-Aufkleber angeboten. Die "MAF" unterstützt die NPD im laufenden Landtagswahlkampf. Zudem kandidiert David Petereit auf der Landesliste der ultra-rechten Partei. Der Neonazi zeichnet für etliche Propaganda-Produkte der "Mecklenburgischen Aktionsfront" verantwortlich.
Die Kampagne "Keine Stimme den Nazis!" ruft dazu auf, sich der Verherrlichung des Nationalsozialismus und seiner FunktionsträgerInnen entgegen zu stellen. Dabei gilt es nicht nur, die Neonazi-Agitation aus dem Stadt- oder Dorfbild zu entfernen. Der positive Bezug auf den Kriegsverbrecher Rudolf Heß ist ein weiterer Grund, den Einzug der NPD in der Landtag zu verhindern.