Etwa 150 Teilnehmer bei Aktion von Kampagne gegen NPD-Wahlkampf - Ein Neonazi festgenommen
12|08|2006
Kurzzeitig eskalierte die Situation. Neonazis stürmten mit Baseballschlägern auf die Teilnehmer/innen einer Demonstration der Kampagne "Keine Stimme den Nazis" am heutigen Sonnabend im mecklenburgischen Wismar zu, als diese vor einem rechten Szeneladen vorbeizogen. Die Polizei mußte die Angreifer mit gezogenen Pistolen aufhalten und nahm einen Neonazi fest, der auf die Demonstrant/innen einzuschlagen versucht und eine Flasche in die Menge geworfen hatte.
"Der rechte Szeneladen 'Werwolfshop' in der Wismarer Nordstadt ist ein Teil jener Neonazi-Strukturen, auf die wir mit unserer Demo aufmerksam machen wollten", teilte Maria Hinrich, Pressesprecherin der Kampagne "Keine Stimme den Nazis", mit. "In einem Treffpunkt der Neonazis in Wismar finden außerdem Rechtsrockkonzerte statt - und auch Veranstaltungen der NPD. Verantwortlich für den Treffpunkt 'Wolfshöhle' und die Kontakte zur NPD ist der bekannte Neonazi Philip Schlaffer, der sich heute in der Gruppe der Angreifer befand. Während sich also einerseits die Rechten bieder und bürgernah geben, zögern sie nicht, Gewalt gegen jene einzusetzen, die nicht in ihr menschenverachtendes Weltbild passen."
Bereits in den vergangenen Monaten kam es zu mehreren Übergriffen in Wismar. Im April wurde ein Togolese überfallen und schwer verletzt, im Mai ein Inder unter Nazi-Parolen verprügelt. Dass die NPD kein Problem mit rechter Gewalt hat, zeigt ein aktuelles Gerichtsverfahren gegen ihren Landesvorsitzenden Stefan Köster, der am Rande eines Parteitages in Schleswig-Holstein auf eine am Boden liegende Gegendemonstrantin eingetreten hatte.
Die spontane Demo der Kampagne "Keine Stimme den Nazis" führte vom Wismarer Bahnhof aus durch die Innenstadt, wo Informationsmaterial verteilt und Redebeiträge über die Neonazi-Szene in der Region, rechte Gewalt und die Kampagne gehalten wurden. Ihr Ziel ist es, über die rechtsradikale NPD und ihre engen Verbindungen zu militanten Neonazis zu informieren und den möglichen Einzug der Partei in den Landtag von Mecklenburg-Vorpommern am 17. September zu verhindern. Über 40 nicht-rechte Gruppen, Bands und Clubs aus dem Bundesland haben die Kampagne initiiert und wollen auch andere dazu motivieren, selbst gegen die Aktivitäten der NPD etwas zu unternehmen.