links-lang fetzt!

Nicht mehr als Pathos im Kampf um die "Frontstadt"

Einmal mehr wollten Nazis in Rostock ein deutliches Zeichen für einen rechten Szene-Shop und gegen Antifa-Proteste setzen. Doch wieder kamen weniger Anhänger als erwartet. Eine Gegendemonstration fand unterdessen großen Zuspruch.

08.07.2007

Antifa-Demo
Deutlich: Antifa-Demo, 800x600, 122 KB
Antifa-Demo
Rennend: Antifas, 800x600, 127 KB
Polizei
Martialisch: Polizei vor dem NPD-Zug, 800x600, 129 KB
Nazis
Blökend: Nazis, 800x600, 110 KB
Wenn das mal nicht herzergreifend war. Da hatte man sich extra T-Shirts drucken lassen, auf denen Rostock zur "Frontstadt" erklärt wurde, zeigte sich erneut und immer wieder solidarisch mit den Betreibern des rechten Szene-Shops "East Coast Corner" und zollte ihnen Beifall, als man am Laden vorbeidemonstrierte. Und nur schwer gelang es Geschäftsführer Thorsten de Vries, Fassung und Stimmlage zu wahren, als er den Kameraden für ihr Vorbeischauen dankte. Nur ein wagnerisches Musikstück hat noch gefehlt, um dem ganzen Stimmung zu verleihen. Jene des heldenhaftes Untergehens etwa, oder des Eintretens für eine Sache, die bereits verloren ist.

Denn mit ihrer Demonstration in Rostock für jenen Nazi-Laden, der seit seiner Eröffnung vor drei Wochen von Protesten begleitet wird, blieb die NPD einmal mehr hinter ihren vollmundigen Ankündigungen zurück. Statt der erwarteten 500 Kameraden fanden nur um die 300 den Weg nach Rostock. Demgegenüber folgten zwischen 800 und 1.000 Menschen dem Aufruf zu einer antifaschistischen Demonstration. Der Zug der Rechten durch die Stadt wurde von lautstarken Protesten begleitet.

Die Proteste gegen Nazi-Strukturen in Rostock und anderswo hatten gegen Mittag am Bahnhof begonnen. Eine bunte Mischung aus Antifas, Gewerkschaftler/innen, Mitgliedern von Parteien, Vereinen oder ziviligesellschaftlichen Gruppen und einfach viele Anwohner zogen hinter dem Fronttransparent "Let's rock them hard! Naziläden dichtmachen!" durch die Rostocker Innenstadt. Auf dem Weg wuchs die Demo immer mehr an, bis sie schließlich ohne Probleme am Rand der Kröpeliner Tor-Vorstadt beendet werden konnte.

Von dort aus zog es viele in das Viertel, in dem der Nazi-Shop zu finden ist. Angeführt von zwei Wasserwerfern bahnte die Polizei am Nachmittag den NPD-Anhänger/innen den Weg, die vor allem aus ganz Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg, Sachsen-Anhalt angereist waren. Während ein "schwarzer Block" der Nazis versuchte, für Stimmung zu sorgen, fiel der ansonsten traurigen Haufen wenig auf. Nebst anderen Neonazis waren die NPD-Abgeordeten Birger Lüssow als Anmelder, Stefan Köster und Michael Andrejewski als Redner sowie - zum Glück mit einer Trommel statt mit einem Mikrofon ausgerüstet - Tino Müller zu sehen. Fraktionschef Udo Pastörs und Parlamentskollege Raimund Borrmann sowieso blieben der wenig ansehlichen Propaganda-Parade diesmal fern.

Nach einem zügigen Gang durch das Viertel und mehreren Zwischenkundgebungen verließen die meisten Rechten recht schnell wieder die Stadt, ohne bis zur Nazi-Party am Abend im Stadtteil Gehlsdorf zu warten. Wer zurückblieb war de Vries mit seinem Laden in der Doberaner Straße. Und der Protest: Denn trotz der Solidaritätsbekundungen von auswärts, trotz der Drohungen und Angriffe gegen Antifaschist/innen und Anwohner/innen geben sich diese mit dessen Anwesenheit nicht zufrieden. Lautstarke Kritik, mehr als 4.000 Unterschriften für die Schließung und direkte Aktionen wie Farbbeutelwürfe waren allein in den letzten Tagen Teil jener Auseinandersetzung, die die Rechten zum Kampf um die "Frontstadt Rostock" erklärt haben. Und die in einiger Zeit vielleicht nicht mehr ist als verklärte Erinnerung, ohne Nazi-Laden. Dazu passen dann auch prima ein paar wagnerische Schmonzetten, um ob des Untergangs so manches Kameradenherz zu ergreifen.

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Naziläden dichtmachen!
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