links-lang fetzt!

Déjà-vu in Wismar

Gestern demonstrierten Antifas gegen rechte Strukturen in der Hansestadt. Während Neonazis selbstbewußt die Demo angriffen, versagte die Polizei wie schon in der Vergangenheit.

14.04.2007

Fronttranspi
Fronttranspi, Bild von indymedia, 640x353, 37 KB
Antifa-Demo
Antifa-Demo, 800x237, 72 KB
Neonazis
Neonazis, 800x600, 181 KB
Wolfshöhle II
Neonazis in der Wolfshöhle II, 800x600, 81 KB
Fenster
Fenster nach Treffer mit Geschoss, 800x600, 78 KB
Geschosse
Geschosse aus einer Zwille im Größenvergleich, 800x600, 66 KB
Was passiert war, war allgemein bekannt. Neonazis hatten im vergangenen Jahr in Wismar eine Antifa-Demonstration anzugreifen versucht. Die Polizei war überfordert, auf die Situation zu reagieren. Und genauso sahen sich die Behörden der Stadt bis hin zur Landesregierung nicht in der Lage einzugestehen, dass es in Wismar ein Problem mit Neonazis gibt.

Als am vergangenen Sonnabend Antifaschist/innen gegen rechte Strukturen in der Stadt auf die Straße gehen wollten, hatten viele von ihnen dieses Ereignis vor Augen. Dass sich jedoch genau das wiederholen sollte, was nicht weniger als ein Versagen des Staates vor hemmungsloser rechter Gewalt war, hätte wohl niemand von ihnen erwartet.

Schon vor Beginn der Demonstration, als sich der kleine Platz vor dem Bahnhof Wismars mit immer mehr Menschen überfüllte, versuchten Neonazis, an die Menge zu gelangen. Als sich knapp 500 Antifaschist/inen schließlich durch die engen Gassen der Altstadt drängten, waren die Gesichter der Rechten immer wieder zu sehen. Etwa das Sven Krügers, des berüchtigten Neonazis aus Jameln, wo nicht-rechte Einwohner systematisch vertrieben wurden, oder Phillip Schlaffers, jenes umtriebigen Geschäftsmanns, der sich von seinen Kameraden Vorwürfen der Zusammenarbeit mit Polizei und Verfassungsschutz ausgesetzt sieht und deshalb nun lieber aus der Szene aussteigt. Sie filmten ihre Gegner, bedrohten und beleidigten sie. Und liefen auch schonmal aggressiv auf die Demo zu, bevor sich Polizist/innen schnell dazwischenschieben konnten. Diese waren angesichts der selbstbewußten Rechten offensichtlich überfordert. Während die Nazis sich ungestört in der Stadt bewegen und immer wieder an die Demonstration gelangen konnten, schlossen die Beamten die Teilnehmer/innen zeitweise in einem Wanderkessel ein, den niemand betreten oder verlassen durfte.

Als der Zug aus Antifas sowie Jugendlichen und Bürger/innen der Stadt schließlich die Wolfshöhle II erreichte, ein Wohnprojekt der lokalen rechten Szene, eskalierte die Situation. Aus dem Haus heraus wurde mit Stahlkugeln, Murmeln und Metallteilen geschossen, mindestens ein Demonstrant erheblich verletzt. Als die Polizei noch immer untätig blieb und stattdessen gegen antifaschistischen Selbstschutz vorging, sahen sich die Veranstalter/innen gezwungen, die Demonstration aufzulösen. Doch statt einen sicheren Abzug der Teilnehmer/innen in irgendeine Richtung zu ermöglichen, kesselten die Beamt/innen sie zum Abschied für mehr als eine halbe Stunde ein.

Nach dem Ende der Demonstration, so meldete die Polizei später, durchsuchte sie noch das Wohnprojekt, nahm die Personalien von 35 Rechten auf und verhaftete vorübergehend eine Person. Dabei wurden auch zehn mit Stacheldraht umwickelte Keulen sichergestellt.

Es ist nicht neu, dass Neonazis brutale und zum Mord bereite Kriminelle sind. Dass sie diese Bereitschaft jedoch so offensichtlich wie in Wismar demonstrieren und in der Öffentlichkeit Gewalt ausüben, zeugt von grenzenloser Selbstüberschätzung wie auch Dummheit. Dass die Polizei allerdings genauso unvorbereitet und dilettantisch agiert wie bei der Demo im vergangenen Jahr, überrascht. Es macht deutlich, dass Wismar noch eine Menge weiteres antifaschistisches Engagement nötig hat.

Links

Wismar: Nazis greifen erneut Antifa-Demonstration an! Polizei wieder überfordert!
Pressemitteilung der Antifa-Wismar zur Demo
http://www.links-lang.de/0704/05.php

"Close it! Nazistrukturen lahmlegen"
Seite der Antifa Wismar zur Demo
http://demo.antifa-wismar.de/

Aus Sorge um das Image
In Wismar hat sich eine rechtes kriminelles Milieu etabliert, dessen Aktivitäten vom Geschäftemachen bis zum Morden reichen. Während die Stadt sich um ihr Image sorgt, wollen Antifas am kommenden Sonnabend gegen die Neonazi-Strukturen auf die Straße gehen.
http://www.links-lang.de/0704/02.php

Sondersitzung gegen das schlechte Image
Ein Pressespiegel zu rechten Aktivitäten in Wismar und dem Umgang der regionalen Behörden mit dem Problem.
http://www.links-lang.de/0704/03.php

Nazi-Angriff auf Antifademo in Wismar
Film der Filmpiraten von den Ereignissen am 12. August 2006 in Wismar
http://filmpiraten.blogsome.com/2006/11/20/
naziangriff-auf-antifademo-in-wismar/