links-lang fetzt!

Mit Klampfenklängen in den Landtag

Wenige Wochen vor der Landtagswahl ist die NPD mit ihren Bemühungen, in das Schweriner Schloss einzuziehen, zunehmend präsent.

07.08.2006

Ein schlechtes Wochenende für die NPD? Nachdem am Freitag mehr als 100 Antifaschist/innen gegen den Wahlkampf der rechtsradikalen Partei spontan durch Güstrow demonstriert hatten, verhinderten andere am Sonnabend einen Infostand der NPD in Schönberg. Die Neonazis stiegen gar nicht erst aus dem Auto und brausten lieber flugs davon, nachdem sie bemerkt hatten, dass sie bereits erwartet worden waren.

Obgleich es in Mecklenburg-Vorpommern zu vielen Aktionen gegen den möglichen Einzug der NPD in den Landtag kommt, verläuft der Wahlkampf der Partei relativ reibungslos. In den folgenden Wochen vor der Wahl am 17. September wird sie ihre Aktivitäten verstärken und ist mit Plakatierungen, Flugblättern in fast allen Haushalten und noch mehr Infoständen zu rechnen. Mit prominenter Unterstützung etwa von Holger Apfel, Fraktionschef der Nationaldemokraten im sächsischen Landtag und inzwischen auch Wahlkampfleiter in Mecklenburg-Vorpommern, soll erreicht werden, dass alle Wähler/innen des Landes alleine drei Propagandaschriften der Partei erhalten.

Der NPD-Kreisverband Mecklenburg-Mitte brüstete sich dieser Tage damit, in den letzten Wochen 26 Infostände durchgeführt zu haben. Dutzende weitere fanden im Rest des Landes statt, um die erforderlichen 100 Unterstützungsunterschriften für jeden Direktkandidaten der Partei in den einzelnen Wahlbezirken zu sammeln. So ist es ihr gelungen, flächendeckend mit Direktkandidaten anzutreten, die in Ergänzung zur Landesliste auf dem Stimmzettel stehen werden. Zwar steht es außer Frage, dass auch nur einer von ihnen ein relevantes Ergebnis erhält, allerdings konnte die Partei bisher überall dort, wo sie um Erst- und Zweitstimme geworben hatte, mehr Ergebnisse erzielen als in jenen Gemeinden, wo sie nur über eine Landesliste antrat. Dass ein großer Teil der Kandidaten, die die erstmals auch von einer Kandidatin ergänzt werden, sich durch fehlende Prominenz und Kompetenz auszeichnet, ist wenig überraschend. So kommentierte eine Neonazi-Nachrichtenseite unlängst, dass einer der Kandidaten lieber am Strande flaniert, während andere für ihn Unterstützerunterschriften sammeln müssen, und ein anderer, zugleich Bürgerschaftsabgeordneter in Stralsund, in Holland verschütt gegangen ist. Was er da wohl so treibt?

Für ungewollte Heiterkeit dürfte auch ein Werbefilm sorgen, den der Landesverband der NPD für den Wahlkampf erstellt hat. Ob die Redeanteile der porträtierten Neonazis in dem von klagenden Klampfenklängen unterlegten Clip sich nach danach richten, wieviel Text diese sich merken können, blieb bislang unbestätigt.

Die verliebene Unprofessionalität des Wahlkampfes darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die NPD damit trotzdem erfolgreich um Stimmen werben kann. Sowohl Qualität als auch Quantität ihrer Aktivitäten wurden im Vergleich zu vorherigen Wahlen um ein Vielfaches gesteigert. Für Antifaschist/innen gibt es damit bis zur Landtagswahl noch viel zu tun.

Links

Keine Stimme den Nazis!
Website der Kampagne mit Berichten zu ihren Aktivitäten und vielen weiteren Infos
http://www.keine-stimme-den-nazis.info

Antifa Action Day in Mecklenburg-Vorpommern
Bericht zum verhinderten NPD-Infostand in Schönberg
http://de.indymedia.org/2006/08/154282.shtml

Schönberger gegen Rechts
Artikel aus der Ostseezeitung zum verhinderten NPD-Infostand in Schönberg
http://www.ostseezeitung.de/archiv.phtml?
Param=DB-Artikel&ID=2403880