links-lang fetzt!

Mit Flaschen und Messer gegen Flüchtlinge

Neonazis haben in der Sylvesternacht eine Asylbewerber/innenunterkunft in Dranske auf Rügen angegriffen.

04.01.2006

So dürften sich die Bewohner/innen des Flüchtlingsheims in Dranske den Jahreswechsel nicht vorgestellt haben. Ihre Unterkunft auf am nördlichen Ende der Insel Rügen wurde in der Nacht von etwa 20 Neonazis angegriffen und mit Sylvester-Raketen versucht anzuzünden. Darüber hinaus gingen sie mit Flaschen und Messern auf die Menschen los.

Wie die Stralsunder Polizei gestern mitteilte, hielt sich die Gruppe gegen 2 Uhr auf dem Gelände des Flüchtlingsheims auf und rief rechte Parolen. Eine der geworfenen Flaschen traf einen 20-jährigen Mann aus Armenien am Kopf, so dass dieser ambulant behandelt werden mußte. Zwei andere Flüchtlinge, die mit den Angreifern reden wollten, wurden mit einem Messer angegriffen, ohne jedoch verletzt zu werden.

Der Angriff auf die Unterkunft in Dranske ist ein rechter Übergriff in einer Art, wie er in Mecklenburg-Vorpommern lange nicht mehr stattgefunden hat. Nicht nur wollten die Rechten ihre Opfer mit Flaschenwürfen und dem Messerangriff schwer verletzen. Mit dem Beschuss des Heimes mit Sylvesterraketen nahmen sie darüber hinaus dessen Brand und damit den möglichen Tod mehrerer Dutzend Menschen in Kauf.

Die Täter kommen laut Ermittlungen der Polizei aus Dranske, Sassnitz und Sagard - Orten Rügens, in denen bereits öfter Cliquen von Neonazi-Jugendlichen aufgefallen sind. Warum die eigens eingerichtete Ermittlungsgruppe jedoch nur den Vorwurf des Landfriedensbruchs prüft, ist fraghaft.

Zumindest macht der Überfall jedoch deutlich, dass es auch auf Rügen trotz fehlender offen auftretender Neonazi-Kameradschaften rechtsradikale Gruppen gibt. Den Flüchtlingen in Dranske wird allerdings eine Diskussion über dieses Problem wenig nützen - sie müssen fernab jeder Zivilisation im Nordwesten der Insel leben und haben keine Möglichkeit, an zivilgesellschaftlichen oder kulturellen Aktivitäten der Region teilzunehmen.

Links

"Verdacht des Landfriedensbruches"
Pressemitteilung der Polizeidirektion Stralsund
http://www.polizei.mvnet.de/index.php?
option=content&task=view&id=2075&Itemid=171