links-lang fetzt!

Mammi's Liebling, Gewaltbereitschaft und NS-Ideologie

Über 250 Neonazis folgten dem Aufruf des Heimatbundes Pommern zur gestrigen Demonstration in Pasewalk. Zwar fand zeitgleich ein Konzert gegen Rechts statt, doch direkte Proteste blieben verhalten.

10.04.2005

Nazi-Demo
Ducherower Neonazis mit Heimatbundführer Silvio Kinedt (Mitte mit Brille), 600x408, 91 KB
Nazi-Demo
Wir wollen immer artig sein!, 600x464, 82 KB
Nazi-Demo
Polizeieinsatz, 600x347, 75 KB
Flugblatt
In Pasewalk verteiltes Flugblatt zum Heimatbund Pommern, 575 KB
Wer nicht so will, wie er, dem reiche er nicht die Hand, sondern der müsse die Faust spüren. Lutz Giesen drohte am Samstag auf einem Neonazi-Aufmarsch in Pasewalk neben Systemsturz und Volksgemeinschaft auch offen mit Gewalt. Giesen ist nach seinem Umzug nach Mecklenburg-Vorpommern so etwas wie die Goebbels-Schnauze der hiesigen Nazi-Szene - kein Aufmarsch ohne die ewig gleichen Tiraden des gerichtsbekannten Ex-Berliners.

Dass es sich bei diesen Aufrufen nicht um leere Worte handelt, zeigte sich auch in Pasewalk. Kurz vor dem Aufmarsch hielt am Pasewalker Marktplatz ein Demminer Passat aus dem mehrere offensichtlich Rechte stürmten. Auf dem Markt sammelten sich gerade erste Gegendemonstrant/innen. Die Täter schlugen erst mit einer Flasche auf einen jungen Mann ein, ein zur Hilfe eilender Freund wurde gar mit einem Schraubenzieher angegriffen und am Oberkörper verletzt. Auch Lutz Giesen selbst pöbelte und schubste auf dem Weg nach Pasewalk in der Bahn. In PKW's anderer anreisender Neonazis fand die Polizei zudem Totschläger und Knüppel.

Überhaupt gelang die Mission "Bürgernähe", die vorpommersche Neonazis in letzter Zeit vorantreiben, an diesem Tag nicht so recht. Die über 250 rechten Glatzen und Scheitelträger gaben mit Runen, Todesdrohungen und Maschinengewehren auf ihrer Kleidung, doch eher das authentische Nazibild ab. Da halfen auch das mehrheitsfähige Demo-Motto und die "Wir sind die Guten"-Transparentsprüche nicht. So wurden die Neonazis ihr neues Propagandablatt "Uecker-Randow-Bote" nicht bei jedem Anwohner los.

Widerstand und Proteste gegen die Nationalsozialist/innen waren allerdings während der Demonstration kaum zu spüren. Wenige Menschen machte sich lautstark Luft, Flugblätter gegen den Heimatbund Pommern waren hin und wieder zu sehen. Nur auf dem Marktplatz hatten sich rund zweihundert Menschen, meist Punks und nicht-rechte Skinheads, zu einem Konzert gegen Rechts eingefunden. Als dann Heimatbund-Sprecher Silvio Kinedt in unmittelbarer Nähe die Abschlusskundgebung der Neonazis eröffnete, versuchten die GegendemonstrantInnen die Rede zu stören. Allerdings nutzten die wie immer äußerst einsatzwilligen Bereitschaftspolizist/innen und Greiftrupps die Gelegenheit, um sich mit betrunkenen Jugendlichen anzulegen und in die Menge zu stürmen. Was folgte waren Schubsereien und Flaschenwürfe, die Polizei schlug mit Knüppeln zu und nahm mehrere Menschen fest. Auch nach dem Fest gab es weitere Auseinandersetzungen mit Betrunkenen, worauf die Polizei den Markt räumte.

Bei den Kameradschaften, die unter anderem aus Anklam, Ueckermünde, Burg Stargard, von den Inseln, aus Berlin und Brandenburg anreisten, sorgte der Aufmarsch im Vorfeld für Unstimmigkeiten. Ricardo Kaster, Demo-Anmelder und Homepagebetreiber des Heimatbundes, hatte offenbar den Termin nicht mit den anderen Neonazi-Gruppen abgesprochen. Diese hatten mit den zwei Aufmärschen in Ahlbeck am 16. April und am 01. Mai in Neubrandenburg wohl schon genug um die Ohren.

Links

Heimatbund Pommern stoppen!
Flugblatt über die Neonazi-Gruppe
http://www.links-lang.de/0504/hbp.pdf