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"Deutsche Täter sind keine Opfer!"

Am kommenden Samstag wollen Neonazis in Stralsund aufmarschieren und den verlorenen Zweiten Weltkrieg betrauern. Antifaschistische Gruppen rufen zu Protesten auf.

Stand: 10.10.2004

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Flyer der Antifa Rostock
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In Stralsund ist Trauer angesagt. Mit einem gut besuchten Gottesdienst und Augenzeugenberichten in der Lokalpresse flankiert die städtische Öffentlichkeit die Diskussion um die Errichtung eines Gedenksteins zur Erinnerung an ein alliiertes Bombardement im Oktober 1944. Dieser soll an die Zerstörungen in der Hansestadt und die 650-800 Toten aufmerksam machen, die die Kriegsmaßnahme mit sich brachte.

Mit "tragischen Geschichten" ruft man sich in Stralsund in Erinnerung, wie sehr man doch unter den Todesfällen und der Zerstörung der städtischen Baudenkmäler gelitten hätte; die NSDAP jedoch gönnte den Einwohnern nicht einmal christliche Begräbnisse, sondern nur ein propagandistisches Massenevent. Dass bei soviel öffentlichem Rumheulen die Opfer des deutschen Vernichtungswahns in Europa keine Erwähnung finden, überrascht nicht. Liegen die Stralsunder doch damit im bundesdeutschen Trend, aus der Geschichte des Zweiten Weltkrieges eine Story des Leides zu machen, nach der die Deutschen gleichermaßen wie andere Europäer den Nationalsozialismus zu ertragen gehabt hätten. Aus den mordenden Herrenmenschen werden so gezwungene Mitläufer eines brutalen Systems, die Grenzen zwischen Tätern und Opfern verschwimmen. Und mit dem aufgefrischten Geschichtsbild kann guten Gewissens erneute deutsche Großmachtpolitik legitimiert werden.

Wenn aus deutschen Tätern Opfer gemacht werden sollen, sind Neonazis nicht weit. Sie wußten schon immer, dass den Deutschen von den Alliierten Unrecht getan worden, der Krieg gegen das Dritte Reich grausam und die Nazis sowieso Friedensengel ohnegleichen gewesen wären. So wollen NPD und Pommersche Aktionsfront auch in Stralsund mitmischen und am 16. Oktober einen "Trauermarsch" veranstalten. Nachdem sie sich ab 12 Uhr am Parkplatz Bahnhofstraße treffen, soll es ab 13 Uhr losgehen mit dem Gedenken zu "Ehren" der "Opfer des anglo-amerikanischen Bombenangriffs auf die Hansestadt".

Antifaschistische Gruppen rufen zu Protesten auf. "Deutsche Täter sind keine Opfer" stellt die Antifa Greifswald klar. Unter dem Motto "no tears for krauts!" ruft die Antifa Rostock dazu auf, die Bombenangriffe nicht zu betrauern, sondern zu feiern. Eine angemeldete Kundgebung gegen den rechten Aufmarsch beginnt ab 12 Uhr am Bahnhof.

Ein Stadtplan mit der Route der Faschos kann hinter diesem Link aufgerufen werden.

Weitere Infos folgen!

Links

Antifa Greifswald
http://greifswald.antifa.de

Flyer der Antifa Rostock
http://www.links-lang.de/1004/hsthro.jpg

Plan von Stralsund
http://www.links-lang.de/1004/hstk.jpg

Als Zwölfjährige die Mutter und acht Verwandte verloren
Artikel aus der Ostseezeitung-Stralsund vom 29.09.2004
http://www.links-lang.de/presse/1964.php

Über die Stadt raste die Hölle hinweg
Artikel aus der Ostseezeitung-Stralsund vom 30.09.2004
http://www.links-lang.de/presse/1973.php