links-lang fetzt!

Vielfältige Aktionen zum Tag der Befreiung in Rostock

Nachdem Antifaschist/innen ihre Demonstration trotz Polizeiübergriffen erfolgreich durchführten, kam es am Abend zu Protesten gegen eine Neonazi-Kundgebung.

09.05.2004

Antifa-Demo
Spitze der Antifa-Demo, Bild von indymedia, 615x461, 66 KB
Neonazis
Unsexy und langweilig: Neonazis, 600x450, 112 KB
Gegenproteste
Proteste gegen Neonazis, 600x450, 119 KB
"Nie wieder Deutschland", tönte es immmer wieder. Laut und kräftig zogen gestern zwischen 300 und 400 Demonstranten durch die Rostocker Innenstadt. Unter dem Motto "Game over Krauts!" erinnerten sie an die Zerschlagung des Nationalsozialismus am 08. Mai 1945 und gedachten der Opfer des deutschen Vernichtungswahns. Gleichzeitig wandte sich der Aufruf verschiedener antifaschistischer Gruppen gegen den Trend in der deutschen Erinnerungskultur, als den Tätern von einst Opfer zu machen.

Die Aktion war seit Jahren mal wieder eine große linksradikale Demonstration in Rostock. Die örtliche Polizei konnte sich mit ihr freilich nicht anfreunden. Nachdem sie den Beginn herauszögerte, indem sie einen Bus mit Teilnehmer/innen aus Hamburg stundenlang in Vorkontrollen festhielt, prügelte sie nicht einmal nach der Hälfte der Strecke unvermittelt in die Demo hinein. Mehrere Menschen wurden verletzt, zehn Antifaschist/inen wurden verhaftet. Im Polizeigewahrsam wurde eine Person von den Bullen mit Tritten mißhandelt.

Die Demonstration war jedoch nicht die einzige Veranstaltung zum Tag der Befreiung in Rostock. Am Vormittag gedachten mehr 100 Menschen am Ehrenfriedhof für die sowjetischen Soldaten der Opfer des Nationalsozialismus. An Künstler/innen, die in Konzentrationslagern saßen und unter diesen Bedingungen noch Kunst schufen, erinnerten am etwa 300 Menschen am Schwanenteich. Damit wurde auch Protest gegen eine parallel stattfindende Kundgebung von Neonazis ausgeübt. 100 von diesen gedachten unter dem Motto "Wir kapitulieren nie!" mit einer lächerlichen Performance, bei der sie Schiffe zu Wasser ließen, ihrer Helden des Vernichtungskrieges. Birger Lüssow aus Rostock, Robert Rupprecht aus Stralsund, Lars Jacobs und Christian Worch beschallten ihre Kameraden mit der üblichen Geschichtsverdrehung.

Die vielfältigen Veranstaltungen haben es somit dieses Jahr zumindest in Rostock geschafft, eine Vielzahl von Menschen an die Zerschlagung des Nationalsozialismus zu erinnern. Eine emanzipatorische und antifaschistische Praxis muss an dieser Erinnerung ansetzen - damit irgendwann die Parole "Deutschland abschaffen" eingelöst wird.

Links

Geschichtspolitik, Polizeiübergriffe und Anti-Nazi-Action
Pressespiegel zur Antifa-Demo am 08. Mai in Rostock, den Vorbereitungen und den Anti-Nazi-Protesten
http://www.links-lang.de/0504/07.php

Antifa Rostock: Polizei auf Konfrontation aus
Pressemitteilung der Antifa Rostock vom 09.05.2004
http://www.links-lang.de/0504/05.php

Fotos von der Antifa-Demo in Rostock
Beitrag bei indymedia
http://de.indymedia.org/2004/05/82907.shtml

Tag der Befreiung in Rostock - weitere Bilder
Beitrag bei indymedia
http://de.indymedia.org/2004/05/82954.shtml