links-lang fetzt!

Vertriebenen-Bittsteller vertreiben!

Dieser Tage ist die Stadt Anklam gebeten worden, das revanchistische Projekt eines Vertriebenenzentrums zu unterstützen.

24.09.2003

Jede/r kennt das, andauernd komische Post im Briefkasten. Werbung, Umsonstzeitungen, Bitten um Spenden. Anders geht es auch nicht der Stadt Anklam. Hat doch Bürgermeister Michael Galander dieser Tage glatt einen Brief von Erika Steinbach und Peter Glotz bekommen. Interessantes haben sie jedoch nicht mitzuteilen.

Stattdessen wollen die beiden nur Geld. Geld für ihr Projekt eines Vertriebenenzentrums in Berlin, das den angeblichen 15 Millionen vertriebenen Deutschen - ach ja, und auch noch denen anderer "Völker" - gedenken soll. Wie schrecklich muss es doch diesen armen Menschen ergangen sein, war doch ihre "ethisch begründete Austreibung", so die Chefin des Bundes der Vertriebenen, eine "europäische Tragödie". Und nirgends werde ihrer gedacht.

Was natürlich nicht stimmt, wie die prominenten Bittsteller wissen müßten. Suhlen sich doch Vertriebenenverbände in jedem noch so kleinen Ort der Republik regelmäßg in Selbstmitleid, wenn sie sich über ihr Schicksal austauschen und ostpreußische, schlesische oder sudetendeutsche Folklore wieder aufleben lassen. Und dann wird immer wieder aufgewärmt, wie schlimm es damals gewesen sei, als die Russen kamen.

Dass freilich nicht auf einen Tee vorbeischauten und nur als Gäste ein schlechtes Benehmen an den Tag legten, sondern Tausende Kilometer verbrannter und verwüsteter Erde hinter sich hatten, die von den Deutschen entvölkert wurde, wird unter den Teppich gekehrt. Waren doch die Vertreibungen Folge der mörderischen deutschen Vernichtungspolitik des nationalsozialistischen Deutschlands in Mittel- und Osteuropa, die den Mord an Millionen unschuldiger Menschen zu verantworten hat. Die Vertreibung der Täter, im Sudetenland etwa durchweg fanatische Anhänger der Nazis, die für deren Opfer keinen Finger rührten, war Grundlage eines europäischen Friedens nach dem Zweiten Weltkrieg.

Das jedoch ist den Vertriebenen-Vertretern mehr als egal. Ihnen geht es um die Rehabilitierung ihrer eigenen und der deutschen Geschichte, einem von der Öffentlichkeit anerkannten "Auch die Deutschen waren Opfer!".

Insofern hat der gute Wolfgang Krüger, CDU-Mitglied des Anklamer Kulturausschusses, schon recht, wenn er im Nordkurier meint: "Man kriegt solche Briefe und weiß gar nicht, ob das seriös ist." Also am besten ab damit in den Reißwolf.