links-lang fetzt!

"Mit soldatischer Ritterlichkeit oder mit der Genfer Konvention hat dieser Kampf nicht mehr zu tun"

Die Wehrmacht war eine der tragenden Säulen der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik. Viele Soldaten hatten die neue deutsche Ideologie verinnerlicht und führten die Befehle ihrer Vorgesetzten mehr als bereitwillig aus.

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Ermordung von 36 Zivilisten in Pančevo, Serbien, am 22. April 1941
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Pančevo, 22. April 1941
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Öffentliche Erhängung in Belgrad, Serbien, 17. August 1941
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Zwei Feldwebel der Wehrmacht beobachten der Verscharren der Opfer einer Erschießungsaktion nahe des KZs Šabac, Serbien, Herbst 1941
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Ein Gefreiter der Wehrmacht gibt nach einer Exekution Fangschüsse ab, Serbien, 16. Oktober 1941
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Exekution in Serbien
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Exekution in Ćuprija, Serbien
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Erschießung am 11. November 1941 in Stari Bečej, Serbien
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Ermordung von mehr als 30 000 Juden in Babij Yar bei Kiew, Sowjetunion, Ende September 1941
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Posierende Wehrmachtssoldaten in der Sowjetunion
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Erschießung von Einwohnern auf dem Marktplatz von Drogobyć, Ukraine, am 9. August 1944
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Erhängungen in Charkow, Sowjetunion, November 1941
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Sicherheitsdienst und Waffen-SS bei einer Exekution, Weißrußland, Sowjetunion
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Sicherheitsdienst und Waffen-SS bei einer Exekution, Weißrußland, Sowjetunion
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Massenerschießung durch die Wehrmacht, Sowjetunion
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Massenerschießung durch die Wehrmacht, Sowjetunion
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Posierende Soldaten in Brest, Weißrußland
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Russische Kriegsgefangene schaufeln ihre eigenen Gräber, Sowjetunion
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Ermordete sowjetische Kriegsgefangene
Die Wehrmacht war eine der tragenden Säulen des Nationalsozialismus. Auf dem Balkan und in der Sowjetunion war sie eine der ausführenden Institutionen von dessen Vernichtungspolitik. In ihren Plänen und Befehlen orientierte sich die Wehrmacht an den ideologischen Maßstäben des Dritten Reiches und nahm bewußt den Bruch geltender Rechtsmaßstäbe in Kauf. Der millionenfache Massenmord an Juden, Roma und Sinti in den besetzten Gebieten war nur durch die Beteiligung der Wehrmacht möglich. Zehntausende Menschen wurden in Jugoslawien als Geiseln für getötete deutsche Soldaten ermordet. Der Tod von Millionen Kriegsgefangenen wurde schon vor dem Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion kalkuliert. Die Aushungerung von Millionen Menschen in den besetzen Gebieten Osteuropas wurde bewußt in Kauf genommen. Die Zivilbevölkerung wurde jeglicher Rechte beraubt und war jederzeit mögliches Opfer deutscher Mordwillkür, die sich auf den Vorwand der Bekämpfung angeblicher Partisanen stützte.

"Jeder, der Milde walten läßt, wird vor ein Kriegsgericht gestellt."

Die Besetzung Serbiens


In Serbien ermordete die Wehrmacht als Reaktion auf Angriffe von Partisanen zwischen 20 000 und 30 000 Zivilisten. Solche Maßnahmen, die das damalige Kriegsrecht zur Befriedung besetzter Gebiete vorschrieb, wurden zur Regel und betrafen vor allem politische Gegner wie Kommunisten und Demokraten sowie Juden, Roma und Sinti. Unter General Franz Böhme wurde eine "Quote" von 100 zu Ermordenden für jeden Toten und 50 für jeden verwundeten deutschen Soldaten eingeführt.

Verfügung von General Franz Böhme an alle Einheiten, 25.9.1941:
"Eure Aufgabe ist in einem Landstreifen durchzuführen, in dem 1914 Ströme deutschen Blutes durch die Hinterlist der Serben, Männer und Frauen, geflossen sind. Ihr seid Rächer dieser Toten. Es muß ein abschreckendes Beispiel für ganz Serbien geschaffen werden, das die gesamte Bevölkerung auf das Schwerste treffen muß. Jeder, der Milde walten läßt, versündigt sich am Leben seiner Kameraden. Er wird ohne Rücksicht auf die Person zur Verantwortung gezogen und vor ein Kriegsgericht gestellt."

Feldpost von Peter G., August 1941:
"Bekommt ihr mit Eurem Apparat auch (Radio, Anm.) Belgrad, abends geben sie auch im 20 und 22 Uhr deutsche Nachrichten? Vielleicht hast Du mal Gelegenheit zu hören. Erschrick aber nicht, wenn man zufällig die Zahl der erschossenen Kommunisten oder Juden bekannt gibt, die täglich im Anschluß an die Nachrichten genannt werden. Heute gab es Rekord! Heute morgen wurden in Belgrad 122 Kommunisten und Juden von uns erschossen. Auch mein Ort, Gr. K. kannst Du zufällig mal hören. Er wird oft genannt."

"Unser Weg wurde vom Feuerschein der brennenden Dörfer begleitet. Sah ganz nett aus."

Der Krieg gegen die Sowjetunion


Von Anfang an wurde die Zivilbevölkerung der Sowjetunion als Feind definiert. Politische Kommussare, Kommunisten, Freischärler und "feindliche Zivilpersonen" konnten von den Soldaten der Wehrmacht pauschal getötet werden. Als Vergeltungsmaßnahmen für Hinterhalte und unaufgeklärte Sabotageakte wurden Zivilisten erschossen, vor allem Juden, die allesamt als Unterstützer der Partisanen galten. Als solche wurden auch Rotarmisten ermordet, die hinter die Front geraten waren und sich vor der Wehrmacht versteckten. In allen größeren Orten wurde die jüdische Bevölkerung in Ghettos gezwungen, die nach einigen Monaten mit der endgültigen Ermordung aufgelöst wurden. Kriegsgefangene der Roten Armee ließ die Wehrmacht in Lagern sterben, die nicht einmal Unterkünfte hatten. In rückwärtigen Gebiet arbeitete die Wehrmacht eng mit dem Sicherheitsdienst (SD) zusammen, der für die Ausrottung der Bevölkerung zuständig war.

Erlaß Adolf Hitlers zur Ausübung der Kriegsgerichtsbarkeit in den Gebieten der Sowjetunion, Mai 1941:
"1. Straftaten feindlicher Zivilpersonen sind der Zuständigkeit der Kriegsgerichte und der Standgerichte bis auf weiteres entzogen.
2. Freischärler sind durch die Truppe im Kampf oder auf der Flucht schonungslos zu erledigen.
3. Auch alle anderen Angriffe feindlicher Zivilpersonen gegen die Wehrmacht, ihre Angehörigen und das Gefolge sind von der Truppe auf der Stelle mit den äußersten Mitteln bis zur Vernichtung des Angreifers niederzukämpfen."
4. Wo Maßnahmen dieser Art versäumt wurden oder zunächst nicht möglich waren, werden tatverdächtige Elemente sogleich einem Offizier vorgeführt. Dieser entscheidet, ob sie zu erschießen sind. Gegen Ortschaften, aus denen die Wehrmacht hinterlistig oder heimtückisch angegriffen wurde, werden unverzüglich auf Anordnung eines Offiziers in der Dienststellung mindestens eines Bataillons- usw. -Kommandeurs kollektive Gewaltmaßnahmen durchgeführt, wenn die Umstände eine rasche Feststellung einzelner Täter nicht gestatten.
5. Es wird ausdrücklich verboten, verdächtige Täter zu verwahren, um sie bei Wiedereinführung der Gerichtsbarkeit über Landeseinwohner an die Gerichte abzugeben."

Chef der Sicherheitspolizei und des SD, Ereignismeldung UdSSR Nr. 24, 16.7.1941:
"Nachdem am 2.7. die Leichen von insgesamt 10 deutschen Wehrmachtsangehörigen aufgefunden worden waren, wurden zur Vergeltung für die Ermordung deutsche Soldaten und Ukrainer unter Hinzuziehung eines Zuges Ordnungspolizei und eines Zuges Infanterie 1160 Juden erschossen."

"Schreckschüsse dürfen niemals abgegeben werden."

Ereignismeldung UdSSR Nr. 58, 20.8.1941:
"Das Verhältnis zur Wehrmacht ist nach wie vor ohne jede Trübung, vor allem zeigt sich in Wehrmachtskreisen ein ständig wachsendes Interesse für die Aufgaben und Belange sicherheitspolizeilicher Arbeit. Dies war gerade bei den Exekutionen in besonderem Maße zu beobachten. Zum anderen ist die Wehrmacht auch selbst bemüht, die Durchführung sicherheitspolizeilicher Aufgaben zu fürdern. So laufen zur Zeit bei sämtlichen Dienststellen der Einsatzgruppe fortgesetzte Meldungen der Wehrmacht über festgestellte kommunistische Funktionäre und Juden ein."

Oberkommando der Wehrmacht, 8.9.1941:
"... Der bolschewistische Soldat (hat) jeden Anspruch auf Behandlung als ehrenhafter Soldat und nach dem Genfer Abkommen verloren ... Widersetzlichkeit, aktiver oder passiver Widerstand muß sofort mit der Waffe (Bajonett, Kolben und Schußwaffe) restlos beseitigt werden ... Wer zur Durchsetzung eines gegebenen Befehls nicht oder nicht energisch genug von der Waffe Gebrauch macht, macht sich strafbar. Auf flüchtige Kriegsgefangene ist sofort ohne vorherigen Haltruf zu schießen. Schreckschüsse dürfen niemals abgegeben werden ..."

Gefreiter Richard Heidenreich, 12. Kompanie des 354. Infanterieregiments, Tagebucheintrag 5.10.1941:
"Es gab ungefähr 1000 Juden im Dorf Krupka und diese mußten alle heute erschossen werden ... Um genau 7.00 mußten sich alle Juden, Männer, Frauen und Kinder auf dem Besichtigungsplatz melden. Nachdem die Leute verlesen worden waren, marschierte die Kolonne zu dem nächsten Sumpf. Den Juden war gesagt worden, daß sie alle zur Arbeit nach Deutschland deportiert werden sollten. Aber viele errieten, was ihnen bevorstand, besonders, als wir die Schmalspureisenbahnlinie überschritten und nach dem Sumpf weitermarschierten. Es entstand eine Panik ... Als wir am Sumpf ankamen, erhielten alle den Befehl, sich hinzusetzen, mit Gesicht in die Richtung, aus der sie gekommen waren. 50 Meter weiter war ein tiefer Graben voll Wasser. Die ersten Zehn mußten sich neben jenen Graben stellen und bis zur Hüfte ausziehen. Dann mußten sie in den Graben hinunter, und wir, die wir sie erschießen sollten, standen am Rande über ihnen. Ein Leutnant und ein Feldwebel standen bei uns. Zehn Schüsse fielen, zehn Juden waren abgeknallt. Dieses ging weiter bis alle erledigt waren. Nur wenige von ihnen behielten ihre Fassung. Die Kinder klammerten sich an ihre Mütter, Frauen an ihre Männer. Ich werde dieses Bild so leicht nicht vergessen. Ein paar Tage später wurde eine ähnlich große Zahl in Kholopinitschi erschossen. Auch hieran war ich beteiligt. Dort war aber kein Sumpf. Da war nur eine Sandgrube, in der die Juden eingepökelt wurden. Ein paar Tage später wurde das ganze Regiment über Orscha nach Gorki verlegt."

"Für die Truppe entstehen Aufgaben, die über das hergebrachte einseitige Soldatentum hinausgehen."

Feldpost des Gefreiten Hans J.:
"Langsam, langsam aber sicher kommen wir der Front näher. Von Minsk bis hier war eine Fahrt mit Hindernissen, denn unterwegs mußten wir 24 Stunden halten, da die Gleise von den Partisanen gesprengt waren. Vier von den Burschen sind geschnappt worden. Du kannst Dir wohl ungefähr vorstellen, wie diese Halunken von den Landers bearbeitet worden sind, bevor die Gendarmen zum Verhör eintrafen, na - und dann sind die erst recht bearbeitet worden. Anschließend wurden dann die umliegenden Dörfer, aus denen diese Burschen kamen, ein bißchen unter die Lupe genommen, und als wir dann gegen 19 Uhr am 3. wieder losfuhren, wurde unser Weg ein ganzes Stück vom Feuerschein der brennenden Dörfer begleitet. Sah ganz nett aus, und man nahm es ohne Aufregung hin ..."

Befehl des Oberbefehlshabers Generalfeldmarschalls von Reichenau, 10.10.1941:
"Hinsichtlich des Verhaltens der Truppe gegenüber dem bolschewistischen System bestehen vielfach noch unklare Vorstellungen. Das wesentliche Ziel des Feldzuges gegen das jüdisch bolschewistische System ist die völlige Zerschlagung der Machtmittel und die Ausrottung des asiatischen Einflusses im europäischen Kulturkreis. Hierdurch entstehen auch für die Truppe Aufgaben, die über das hergebrachte einseitige Soldatentum hinausgehen.
Der Soldat ist im Ostraum nicht nur ein Kämpfer nach den Regeln der Kriegskunst, sondern auch Träger einer unerbittlichen völkischen Idee und der Rächer für alle Bestialitäten, die deutschem und artverwandtem Volkstum zugefügt wurden. Deshalb muß der Soldat für die Notwendigkeit der harten, aber gerechten Sühne am jüdischen Untermenschentum volles Verständnis haben. Sie hat den weiteren Zweck, Erhebungen im Rücken der Wehrmacht, die erfahrungsgemäß stets von Juden angezettelt werden, im Keime zu ersticken...
Fern von allen politischen Erwägungen der Zukunft hatder Soldat zweierlei zu erfüllen:
1) die völlige Vernichtung der bolschewistischen Irrlehre, des Sowjet-Staates und seiner Wehrmacht,
2) die erbarumgslose Ausrottung artfremder Heimtücke und Grausamkeit und damit die Sicherung des Lebens der deutschen Wehrmacht in Rußland. Nur so werden wir unserer geschichtlichen Aufgabe gerecht, das deutsche Volk von der asiatisch-jüdischen Gefahr ein für allemal zu befreien."

Oberst Erwin Lahousen, Bericht "Auf einer Fahrt im Osten gemachte Beobachtungen und Feststellungen" vom 23.10.1941:
"Die sich auf den Straßen bewegenden Züge der russischen Kriegsgefangenen machen einen stupiden Eindruck von Tierherden. (...) Infolge der körperlichen Anstrengung der Märsche, der geringen Ernährung und schlechten Unterbringungsverhältnissen in den einzelnen Lagern brechen Kriegsgefangene oft zusammen, werden von ihren Kameraden weitergeschleppt oder liegengelassen. Die 6. Armee hat Befehl gegeben, daß alle schlappmachenden Kriegsgefangenen zu erschießen sind. Bedauerlicherweise wird dies an der Straße, selbst in Ortschaften vorgenommen."

Aus den privaten Aufzeichnungen des IIb-Intendantur-Offiziers beim LV. Armee-Korps, Charkow:
"6.12.1941: Wir haben die Stadtkommandatur an die 57. Infanteriedivision übergeben. Damit ist viel Arbeit von uns genommen worden. Täglich gingen Haufen von Meldungen ein: Plünderungen von Soldaten bei der Zivilbevölkerung, Wegnahme von Nahrungsmitteln, unrechtmäßige 'Beschlagnahme' von Gegenständen, Vergewaltigung von Frauen ... Der Kommandierende General befiehlt, dass diese Vorkommnisse nicht gerichtlich zu ahnden sind, sondern disziplinär über IIb."

Kriegstagebuch Armeeoberkommando 6, Ic, 7.12.1941:
"Die Armee meldet der Heeresgruppe, daß im Armeebereich das Partisanenwesen so gut wie beseitigt ist. Sie schreibt dies den rigorosen Maßnahmen zu, die angewandt wurden. Neben den eigentlichen Partisanen wurden auch die vielen, ohne Ausweis im Lande herumstreichenden Elemente beseitigt, hinter denen sich die Agenten und der Nachrichtendienst der Partisanen verbergen. Im Zuge dieser Aktion sind im Armeebereich mehrere Tausend öffentlich erhängt und erschossen worden. Der Tod durch den Strang wirkt erfahrungsgemäß besonders abschreckend. In Charkow sind mehrere Hundert Partisanen und verdächtige Elemente in der Stadt aufgehängt worden. Die Sabotageakte haben seitdem aufgehört. Als Erfahrung ist festzustellen: Nur solche Maßnahmen führen zum Ziel, vor denen die Bevölkerung noch mehr Furcht hat als vor dem Terror der Partisanen."

"Sämtliche Bürger wurden in die Mühle getrieben, dann wurde sie angezündet."

Kriegstagebuch der 75. Infanterie-Division, Ic, 23.12.1941:
"Das befohlene Abbrennen der Ortschaften in vorderster Linie und im Vorfeld ist eingeleitet und wird mit allen Mitteln vorgetrieben."

Kriegstagebuch der 75. Infanterie-Division, Ic, Januar 1942:
"Der männlichen Zivilbevölkerung ist ab sofort jegliches Verlassen der Ortschaften verboten. (...) Jeder männliche Zivilist ausserhalb geschlossener Ortschaften ist zu erschießen."

Aussagen es ehemaligen Gefreiten M., 354. Infanterie-Regiment/12.Kompanie, im Zuge eines Ermittlungsverfahrens am 2.12.1963:
"Wir lagen mit unserer Kompanie im Raum Minsk. Hier hatten wir die Aufgabe, Kriegsgefangene und Juden zu bewachen. Es handelte sich hierbei um ein sehr großes Gefangenenlager ... Hierbei möchte ich sagen, daß das Lager unterteilt war und zwar waren dort die gefangenen Juden abgetrennt von den normalen Kriegsgefangenen. Während unseres Dortseins ... kam es öfters vor, daß morgens LKWs vorfuhren und Juden auf diesen abtransportiert wurden. Sie wurden auf einen Hügel bei Minsk gebracht und dort erschossen ... Bei dem Erschießungskommando handelte es sich um ein Kommando der Feld-Gendarmerie."

Der Offizier der Ortskommandantur Bobruisk, Burchard, über eine alltägliche "Säuberungsaktion", Aussage im Minsker Prozeß am 23.1.1946:
"Ich glaube, das war Anfang Juli 1942 ... Das Dorf Kosulitschi, Kreis Kirowsk, wurde von den SS-Leuten umstellt, und die Bevölkerung wurde aus ihren Katen getrieben. Ich nahm meine Pistole heraus und beteiligte mich daran. Sämtliche Bürger mußten antreten, sie wurden mit Ausnahme der Starosten und der Polizistenfamilien zum Dorfrand geführt und in die Mühle getrieben, dann wurde die Mühle angezündet. Die zu fliehen versuchten, erschossen wir an Ort und Stelle. Ich sah, wie die SS-Leute Kinder und Greise in die brennende Mühle stießen oder einfach hineinwarfen."

Auszüge aus den Erinnerungen des deutschen Juden Heinz Rosenberg an der Minsker Ghetto: "Jahre des Schreckens", Göttingen 1992:
"Nachdem alle Arbeitskommandos am 25. Juli 1942 das Ghetto verlassen hatten, wurde das ganze Gelände von Truppen der SS, Wehrmacht, Polizei, NSDAP, Einsenbahn umstellt, und das Spezialkommando ging ins Ghetto. Da ich zur Zeit im Soldatenheim arbeitete und dort auch häufig übernachtete, wußte ich nichts vom Geschehen im Ghetto. Was wir in den nächsten Tagen im Ghetto sahen, ist kaum zu erzählen. Selbst stärkste Männer waren zusammengebrochen, Frauen und Kinder schrien und weinten. Der Leichengeruch über dem Lager machte alles noch schlimmer. Die Schlächterei war von einem SS-Spezialkommando ausgeführt worden, aber Wehrmachtssoldaten standen Wache um das Ghetto und sahen zu und sorgten dafür, daß niemand entlaufen und dem Tod entgehen konnte. Die überlebenden deutschen Juden aus dem Sonderghetto 2 mußten in unserem Teil mit untergebracht werden. Viele von diesen Alleinstehenden sind später vor Gram und Kummer gestorben. Am Tag nach dem Massaker mußen die Außenkommandos wie gewöhnlich zur Arbeit. Den Nichtaußenarbeitern fiel es zu, das Ghetto von den Leichen zu säubern. Sie brauchten Tage dazu. Immer wieder fanden sie unter den von Maschinengewehren Zerrissenen ihre eigenen Familien und Freunde. Es war ein einziges Grauen."

"Heute ist eine Sonderaktion, die Juden werden umgelegt"

Befehl des Oberkommandos der Wehrmacht vom 16. Dezember 1942 zur Partisanenbekämpfung:
"1. Der Feind setzt im Bandenkampf fanatische, kommunistisch geschulte Kämpfer ein, die vor keiner Gewalttat zurückschrecken. Es geht hier mehr denn je um Sein oder Nichtsein. Mit soldatischer Ritterlichkeit oder mit den Vereinbarungen in der Genfer Konvention hat dieser Kampf nicht mehr zu tun ... Die Truppe ist daher berechtigt und verpflichtet, in diesem Kampf ohne Einschränkungen auch gegen Frauen und Kinder jedes Mittel anzuwenden, wenn es nur zum Erfolg führt ...
2. Kein in der Bandenbekämpfung eingesetzter Deutscher darf wegen seines Verhaltens im Kampf gegen die Banden und ihre Mitläufer disziplinarisch oder kriegsrechtlich zur Rechenschaft gezogen werden."

Vernehmung des ehemaligen Obergefreiten F. am 16.1.1969, Strafsache beim Landgericht Bochum zur Ermordung von 1500 Juden in Krasnoje im März 1943:
"Der Bataillonskommandeur Haferkamp hielt eine Ansprache in etwa mit den Worten: 'Heute ist eine Sonderaktion, die Juden werden umgelegt. Mit dem Erschießen haben wir nichts zu tun, das mit die SS. Wir müssen nur das Ghetto absperren. Was ausbricht, muß erschossen werden.'"

Aussage des angeklagten ehemaligen Kommandanten des Kriegsgefangenenlagers Bobruisk, Carl Languth, im Minsker Prozeß am 28.12.1945 und am 25.1.1946:
"Während der Überführung der überlebenden Gefangenen ins Lager I habe ich die Wachmannschaften nicht zurückgehalten, auf sie zu schießen. Ich habe das Schießen sogar unterstützt. Dabei ist eine große Anzahl von Kriegsgefangenen erschossen worden, sodaß der ganze Weg mit 500 bis 600 Leichen übersät war."

Feldpost des Gefreiten Werner F. vom 30.10.1941:
"... In den vergangenen Tagen sahen wir häufig große Gefangenenkolonnen. Wenn man diese Horden sieht, muß man sich immer wieder sagen, wie furchtbar es gewesen wäre, wenn diese tierische Soldateska in Deutschland eingefallen wäre. Wir haben uns letzthin auf M.G.-Posten öfter darüber unterhalten. Diese Kerle in unserem schönen zivilisierten Deutschland würden wie von der Hölle in den Himmel kommen und sicher alles zerstören und besudeln. Ganz abgesehen von der entsetzlichen Gefahr für unsere Frauen und Mädchen. - Aber diese Gefahr ist ja Gott sei Dank in letzter Minute abgewandt worden..."

(Alle Zitate und Bilder sind unter anderem in "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944", (Hamburger Institut für Sozialforschung (Hrsg.), Hamburger Edition 1996) veröffentlicht. Dieser Katalog zur ersten Wehrmachtsausstellung ist nur noch gebraucht erhältlich oder in gut sortierten Infoläden zu finden.)