links-lang fetzt!

In der rechten Gesellschaft

Zusammen mit militanten Neoanzis marschiert die NPD Mecklenburg-Vorpommerns am 8. März in Greifswald gegen die angebliche Spaltung in der rechten Szene auf

03.03.2003

Bürgernah möchte sie gerne erscheinen, die NPD Mecklenburg-Vorpommerns. Mit Gewalt und neuerdings auch Faschismus, so legt die Partei es nahe, haben ihre Kader und SympathisantInnen wenig am Hut. Die seit fast zwei Jahren gewohnte Folge immer neuer Kinderfeste sowie Mahnwachen und Demos für den Frieden wird nun von der seltsamen Idee unterbrochen, gegen den "Größenwahn des BÖSEN" aufmarschieren zu wollen. Ausgerechnet mit der Unterstützung militanter Neonazis aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen heißt es: "Kein Fußbreit den Faschisten, kein Fußbreit den Spaltern!"

Die Demonstration erscheint als eine trotzige Reaktion auf Artikel verschiedener Zeitungen, die Ende Januar Diskussionen in der Neonazi-Szene als "Grabenkämpfe" interpretierten. Ein wirrer Aufruf wurde von dem Greifswalder NPD-Kreisvorsitzenden Maik Spiegelmacher und dem Usedomer Neonazi Enrico Hamisch veröffentlicht und in der Folge von verschiedenen Organisationen und Einzelpersonen unterzeichnet. Das Spektrum reicht dabei von NPD-Kreisverbänden bis hin zu neonazistischen Kameradschaften. Da im Greifswalder Ordnungsamt der Kampf gegen das "BÖSE" wohl nicht mehr als heftige Lacher hervorgebracht hätte, wurde die Demo unter das Motto "Gemeinsam gegen Krieg und US-Globalisierung" gestellt. Treffpunkt ist ab 10 Uhr der Greifswalder Südbahnhof, von dort aus geht es über die Hans-Beimler-Straße, die Heinrich-Hertz-Straße, die Lomonossowallee und den Ernst-Thälmann-Ring zur Ostrowskistraße, wo laut Ostseezeitung eine Kundgebung geplant ist. Proteste werden äußerst gering ausfallen.

Unterstützung für die NPD vom "Who is who" der Neonazis aus McPomm...

Die Unterstützerliste zur Demonstration liest sich wie das "Who is who" der Organisationen, mit denen die NPD des Landes - und sei es nur über flüchtige Kontakte - zu tun hat. Es finden sich darunter nicht nur alle aktiven Kreisverbände der Partei, die ihr zugehörige Zeitung "Ostsee-Stimme" oder die Greifswalder NPD-Bürger- sowie die Schülerinitiative.

Maik Spiegelmacher mit seiner langen Vorstrafenliste ist schon lange kein Unbekannter mehr. Enrico Hamisch vom Kameradschaftsbund Usedom trat in der Vergangenheit nicht nur als Anmelder der Neonazi-Demonstrationen in Neubrandenburg in Erscheinung, sondern zeichnet sich unter anderem auch für die Usedomer rechte Postille "Der Insel-Bote" verantwortlich.

Ganz oben auf der Unterstützerliste steht der Neonazi Michael Kutschke, der die "Pommersche Aktionsfront" vertritt. Diese trat in letzter Zeit mit Aktionen zur Verherrlichung der Nazis Rudolf Heß und Horst Wessel oder zur Relativierung deutscher Verbrechen anläßlich des Jahrestages der alliierten Bombardierung Dresdens an die Öffentlichkeit. Sie nahm nicht nur an rechtsradikalen Demonstrationen, sondern auch anderen Aktionen wie dem jährlichen Neonazi-Treffen auf dem Usedomer Golm zum Volkstrauertag teil. Michael Kutschke ist unter anderem auch für die Neonazi-Zeitschrift "Der Fahnenträger aus Pommern" verantwortlich, die wenig spannend der NS-Nostalgie der rechten Polit-Subkultur frönt. Nichts anderes macht der "Lassaner Rundbrief" des sogenannten "Jungsturms Lassan". Die "Pommersche Aktionsfront" nutzt das Postfach der ebenfalls in der Unterstützerliste genannten "IG Taten statt Worte" aus Wolgast.

Ebenfalls aus Wolgast kommt die "Aktionsfront freier Nationalisten (A.f.N.) Wolgast", die überregional mit der Unterstützung und Teilnahme an rechten Aufmärschen wie am 19. Oktober in Neubrandenburg aufgefallen ist. Die Neonazis der "National Germanischen Bruderschaft Ueckermünde" sind schon länger dabei und zeichnen sich laut Verfassungsschutz für allerlei Aktionen in und um Ueckermünde verantwortlich.

...und sogar Brandenburg und Sachsen

Die Neonazis des "Märkischen Heimatschutzes" agieren ähnlich vielfältig und militant in Nordbrandenburg. Ebenfalls aus Brandenburg kommt Rene Herrmann; wer Ku-Klux-Klan-Propaganda oder Videos über den Führer sucht, ist bei seinem "Freiheitswille-Versand" an der richtigen Stelle.

Auch aus Sachsen sind Unterstützer eingetrudelt. Der Dresdener Fascho-Treffpunkt "Klub Thor", für den sich der Neonazi Ronny Thomas einsetzt, ist nach der Kündigung seiner Räumlichkeiten keiner mehr. Der "Selbstschutz Dresden" hat sich vorgenommen, Veranstaltungen und Aktionen von Neonazis zu "verteidigen".

Sollte sich die Demonstration am kommenden Sonnabend ähnlich zusammensetzen und präsentieren wie die Unterstützerliste, wird die NPD sich lächerlich machen. Denn mit einem Haufen militanter Neonazis und NS-Nostalgiker, der gegen das "BÖSE" marschiert, zeigen die Parteikader vielleicht einmal mehr ihre soziale Herkunft als auch ihre politische Zielgruppe auf. Erstnehmen jedoch kann sie keiner.

Links

Stadtplan von Greifswald
http://www.stadtplan.net/brd/mecklenburg_vorpommern/greifswald/home.html

Dokumentation des Aufrufs "Aktion Grabenkämpfe? Nicht mit uns!" vom 03.03.2003
http://www.links-lang.de/0303/aktgrab.htm

Zur angeblichen Krise der norddeutschen Neonazi-Szene - links-lang.de vom 07.02.2003
http://www.links-lang.de/0203/01.php

NPD will wieder aufmarschieren - Ostseezeitung vom 28.02.2002
http://www.links-lang.de/presse/616.php

Maik Spiegelmacher - Infos vom Likedeeler von Oktober 2001
http://www.likedeeler-online.de/sonderausgabe2/like_sonder2_whoiswho.htm

Jahresbericht 2000 des Verfassungsschutzes Mecklenburg-Vorpommern
http://www.verfassungsschutz-mv.de/pages/jahr00_kap1.htm