links-lang fetzt!

20.12.2002
Augen zu und abgewehrt - Rügener wollen Wehrmachtsaustellung aus Angst vor Neonazis nicht

die deutsche Wehrmacht
Die deutsche Wehrmacht
Schön in die Nesseln gesetzt. Da wollen Rügener Lokalpolitiker sich ein gutes Image verpassen, um mehr Touristen anzulocken - und sprechen sich in der Folge gegen die Wehrmachtsausstellung aus. Die Mehrheit der Gemeindevertretung als auch einige Wirtschaftstreibende der Region haben kürzlich ihr "Unbehagen" gegen die Pläne der Stiftung "Neue Kultur" zum Ausdruck gebracht, die Ausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung nach Prora zu holen.

Als Begründung malen die Gegner des Ausstellungs-Besuchs ein Szenario randalierender und demonstrierender Neonazis an die Wand. Das wäre "tourismusschädigend hoch zehn", meint Bürgermeister Horst Schaumann. Er verfällt damit in einen typischen Reflex ostdeutscher Kommunalpolitiker: Ruhe und Ordnung statt Meinungsstreit und Auseinandersetzung.

der deutsche Nachwuchs
Sind stolz auf die Taten ihrer Großväter
Neonazis in Dresden 1998
Demonstrationen von Geschichtsklitterern wird es auf jeden Fall geben. Doch für die Veranstalter, Lokalpolitiker und anderen gesellschaftlichen Kräfte vor Ort sollten Revisionisten, die in der mordenden Wehrmacht eine ur-deutsche Armee sehen, gerade Grund sein, die Ausstellung zu unterstützen. Aktionen gegen die Wehrmachtsausstellung zeigen erst recht, wie bitter nötig sie ist.

In der Unterstützung der Ausstellung können die Rügener für eine offensive Auseinandersetzung mit der Geschichte eintreten. Das würde auch ein besseres Bild in der Öffentlichkeit vermitteln als Bewohner der Insel, die abwehren und die Augen verschließen. Und vor allem eines vermeiden: Sich zu ungewollten Bündnispartnern von Neonazis zu machen.