links-lang fetzt!

31.10.2002
Horch, was kommt von draußen rein... - Rechtsradikale Demonstration von Greifswalder "Schülerinitiative" in Demmin angekündigt

NPD-Demo am 09.02.2002, 583x388, 205 KB Es gilt, den Einfall über sich ergehen zu lassen. Der Demminer CDU-Bürgermeister Ernst Wellmer hat im Nordkurier die Leitlinie für den Umgang mit der demnächst stattfindenden rechtsradikalen Demonstration herausgegeben. Zivilcourage wird erst gezeigt, wenn die Nazis wieder verschwunden sind, und Gegendemonstrationen sind sowieso nutzlos - mit ihnen "dauert der Spuk nur länger."

Für den 16. November hat die "Schülerinitiative für freie Meinungsbildung und -äußerung" zu einer Demonstration "Gegen Drogen, Gewalt und politische Verfolgung" in Demmin aufgerufen. Die meisten der zu erwartenden Teilnehmer dürften die Stadt schon kennen, wenn nicht von den regelmäßigen Stammtischen der revisionistischen "Jungen Landsmannschaft Ostpreußen", so doch von einer Demonstration der NPD im Februar diesen Jahres. Denn die "Schülerinitiative" ist eng mit der NPD verflochten. Die Verantwortliche für die Demonstration, das NPD-Mitglied Caroline Beetz, wurde erst vor kurzem wegen eines "Meinungsdeliktes" - wie im rechten Jargon Strafverfahren wegen Volksverhetzung umschrieben werden - verurteilt.

Jung-Nazis...
Die Greifswalder Truppe führte verschiedene Demonstrationen in Greifswald und Umgebung und eine ganze Menge Infostände durch und gibt eine eigene Zeitung heraus, ihr "Sprachrohr". Das A5-Heftchen wird auf Usedom, in Waren und Demmin verteilt und sprühte gleich in der ersten Ausgabe mit Weisheiten zur Sucht: Kiffer werfen ihre Spritzen auf Spielplätzen weg, Cannabis führt ins soziale Abseits und in die Scheinwelt. Deshalb müsse man "Drogendealer bekämpfen" und "harte Drogen", nämlich die "illegalen", verbieten.

...besorgte Lokalpolitiker...
Der Demminer Bürgermeister ruft zum Wegsehen auf. Schon im Februar meinte Landrat Frieder Jelen, dass Ignoranz das beste Mittel sei. Dutzende Einwohner säumten damals die Straßen. Fand am 09.02. noch am Abend eine Friedensandacht statt, will man es dieses Mal bei einer Gesprächsrunde zwei Tage später belassen. Friedensfeste hält Bürgermeister Wellmer für richtig und effektiv, aber zur angewandten Zivilcourage reicht es nicht. Besteht diese doch "mit Blick auf die jüngsten Ereignisse in Neubrandenburg" aus "verletzten Menschen und demolierten Autos."

...und kreative AntifaschistInnen?
Stadtplan von Demmin, 988x702, 202 KB Dabei sah das im Februar ganz anders aus. An die 200 AntifaschistInnen begleiteten unangekündigt den Aufmarsch der etwa 180 Faschos und ließen ihren Traum von einem ruhigen Tag platzen. Gleichzeitig machten sie deutlich, dass direkter Protest gegen rassistisches und völkisches Gedankengut möglich ist. Die Aktionen der AntifaschistInnen fanden in der Lokalpresse ein reges Echo.

Die Marschroute der Faschos wird noch vom Ordnungsamt ausgehandelt, Treffpunkt ist der Hauptbahnhof ab 10 Uhr. Von AntifaschistInnen sind keine Aktionen angekündigt oder angemeldet. Es bleibt also jeder/m selbst überlassen, ob er oder sie kreativ und phantasievoll den Spacken einen denkwürdigen Abschluß des diesjährigen Demonstrationsreigens bietet.

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Update vom 11.11.2002
Mancherorts sind Flyer aufgetaucht, deren Inhalt untenstehend dokumentiert wird.

Fascho-Demo stören! Nazis in den Wald schicken!
Flyer, 640x462, 204 KB Nichts neues in McPomm. Mal wieder will die rechtsradikale "Schülerinitiative für freie Meinungsbildung und -äußerung" demonstrieren, dieses Mal am 16. November in Demmin. Mal wieder geht es "Gegen Drogen, Gewalt und politische Verfolgung". Ein passendes Motto angesichts der Bekanntschaft der Mitglieder der Schülerinitiative mit den Mördern des Greifswalder Obdachlosen Eckhard Rütz oder dem Verteilen von Flugblättern, in denen die Morde an KZ-Häftlingen angezweifelt werden.

Doch in erster Linie geht es gar nicht um Inhalte. Vielmehr wollen die Faschos in Demmin Fuß fassen, wo es weder ein zivilgesellschaftliches Bewusstsein noch ausgeprägte nicht-rechte Jugendstrukturen gibt. Die lokalen Politiker rufen wie schon angesichts einer NPD-Demonstration im Februar zum Ignorieren der Faschos auf.

Doch schon damals gelang es mehr als 150 AntifaschistInnen, ohne Ankündigungen oder Anmeldungen den Rechten direkt, laut und kreativ zu zeigen, dass sie unerwünscht sind. Vielleicht lässt sich der damalige Erfolg am 16. November wiederholen.

Gegen rechte Hegemonialkultur ob in Demmin oder anderswo!
Kein ruhiges Hinterland für Faschisten in Mecklenburg-Vorpommern!


EA-Nummer: 0179 - 872 99 25