links-lang fetzt!

09.10.2002
Unpolitisch für Volk und Vaterland - Neonazi-Konzert mit Kategorie C in Demmin geplant

Ein rechtsradikales Konzert ist für den kommenden Sonnabend, den 12. Oktober, in Demmin angekündigt. Wie Fascho-Seite keinehaare.de ankündigt, soll die Hooligan-Band Kategorie C auftreten. Das Konzert ist konspirativ geplant, womit die Veranstalter nicht nur zeigen, dass sie mit dieser für Neonazi-Konzerte üblichen Vorgehensweise Erfahrungen haben, sondern auch mit einem Vorgehen der Sicherheitsbehörden rechnen. Treffpunkt ist der Kaufland-Parkplatz von Demmin ab 18 Uhr.

Kategorie C aus Bremen stellt, wie das Antifaschistische Pressezentrum aus Berlin (apabiz) schreibt, eine "Schnittstelle zwischen Fußballfans und Neonazis" dar. Nicht nur solidarisierte sich die Band mit Neonazis oder bringt ihre Platten auf rechtsradikalen Labels heraus, sondern spielen mehrere Band-Mitglieder in eindeutigen Neonazi-Bands oder waren sogar in einen faschistischen Überfall auf ein Flüchtlingsheim verwickelt. Mehr Infos gibt es im untenstehenden Artikel des apabiz.

Die Macher der Internetseite keinehaare.de waren schon in die Vorbereitung eines Neonazi-Konzertes am 21.September in Burg Stargard eingebunden. Sie geben sich gerne unpolitisch und spotten ab und zu mal über Jung-Nazis. Doch auf der Seite werden Neonazi-Bands positiv rezensiert, die sich das Label RAC - "Rock against Communism" - verpassen . Sich selber bezeichnet man stolz als patriotisch und propagiert "National Pride Worldwide". Unter dem Vorwand, nur an Musik und Spaß interessiert zu sein, berichten die Macher auch über nicht-rechte Konzerte als solche "ihrer" Szene und entpolitisieren so alternative Subkulturen. Den häufigen Erinnerungen von antifaschistischen Skinheads, dass die Skinhead-Subkultur nicht für Faschismus steht, setzen sie offensiv "Punk's not red" entgegen. Für sie ist es Strategie, für Skins und Punks in der Provinz faule Ausrede, um auch mit Nazis saufen zu können.

Sollte das Konzert stattfinden und nicht etwa die Polizei - mangels einer ausreichenden Anzahl couragierter AntifaschistInnen - mithilfe des Konzerterlasses gegen das Treffen vorgehen, werden wieder einmal in Mecklenburg-Vorpommern Neonazis ungestört feiern und auch ihre menschenverachtende Ideologie rüberbringen können. Nicht-rechte Jugendliche dagegen wird es ein Abend mehr werden, an dem Demmin für sie kein sicherer Ort ist.

indymedia deutschland vom 03.05.2002:

Die Gruppe Kategorie C fungiert als Schnittstelle zwischen Fußballfans und Neonazis
Für den 11. Mai steht nicht nur das Endspiel im DFB-Pokal im Berliner Olympiastadion und die "1. gemeinsame Demo aller deutschen Fußballfans" zum "Erhalt der Fankultur" am Alexanderplatz auf dem Programm. Die Bremer Hooligan-Band Kategorie C[1] (KC) plant für den Vorabend ein Konzert im Volkshaus in Dallgow bei Berlin. Anlass genug, das Funktionieren der Schnittstellen zwischen Fußball-Hooligans und Neonazis am Beispiel der Band KC einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

"Politik ist Politik, und Fußball ist Fußball." Die Mitglieder der Hooligan-Band KC werden nicht müde zu betonen, dass sie eine unpolitische Gruppe seien. Ihnen gehe es nur um Fußball, Schlägereien und Saufen, schreiben sie auf ihrer Homepage: "Wer mit KC nichts anfangen kann soll sich verpissen. Wir werden weiterhin das machen was wir wollen. Wir lassen uns vor keinen Karren spannen".[2] Die Realität sieht anders aus. Der Karren, vor den die Band gespannt ist, heißt Rechtsrock. Mindestens zwei Mitglieder von KC spielen auch in der neonazistischen Band Boots Brothers[3] und der Blood&Honour-Vorzeigeband Nahkampf[4], deren erste CD den inhaftierten Neonazis Christian Worch, Gottfried Küssel und Gerhard Lauck gewidmet war und die zuletzt eine Split-CD mit der russischen Neonaziband Kolovrat - zu deutsch Hakenkreuz - produzierte.

Der Sänger der Band KC, Hannes Ostendorf, ist für AntifaschistInnen kein Unbekannter. Im Oktober 1991 war Ostendorf an einem Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim im Bremer Stadtteil Schwachhausen beteiligt. Er und zwei andere Tatbeteiligte wurden im Mai 1992 zu einem Jahr und neuen Monat auf zweieinhalb Jahre Bewährung und je 20 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt.

Mit ihren Aktivitäten bewegt sich die Kategorie C in eindeutig rechten Gewässern: Die neueste CD der Gruppe mit dem Titel "Hungrige Wölfe" ist bei dem Chemnitzer Label PC- Records erschienen, das zu dem neonazistischen Ladengeschäft und Versand Backstreet Noise[5] gehört und bei dem mittlerweile auch Nahkampf und Boots Brothers untergekommen sind. In guter Gesellschaft befindet sich KC auch auf dem Sampler "Die Deutschen kommen II". Zu der indizierten Musiksammlung steuerten neben der Hooligan- Band auch Gruppen wie Landser, Stahlgewitter und Nahkampf Songs bei.

In der offiziellen Geschichtsschreibung von KC kommen die Aktivitäten bei Nahkampf und Boots Brothers ebenso wenig vor, wie die nicht gerade rare Beteiligung an Konzerten mit eindeutig neonazistischem Hintergrund. Im vergangenen Jahr fand in Chemnitz ein Solidaritätskonzert für "Kameraden" statt, die "wegen des Vertriebes einer bestimmten CD einer bekannten Berliner Band (Anm. d. A.: vermutlich ist Landser gemeint) angezinkt wurden".[6] KC traten hier zusammen mit der ungarischen B&H-Band Archivum, den Leipzigern Solution und der lokalen Hooliganband Blitzkrieg auf. Der tschechischen Band Judenmord, die auch auf dem Konzert spielen sollte, wurde die Einreise nach Deutschland verwehrt. Am 12. Januar spielten die "unpolitischen" Hooligans zusammen mit den Pfälzer Buben - einem Projekt der Macher des Mannheimer Neonazi-Fanzines Feldzug[7] - und den Berlinern Ascaris im Landgasthof Lochmühle im rheinland-pfälzischen Dreisen. Organisiert worden war das Event von Sascha Wagner, einem Mitglied des Landesvorstandes der Jungen Nationaldemokraten.[8]

In Bremen war für Anfang Februar ein Konzert mit der antirassistischen New Yorker Band Biohazard geplant. Nach Protesten von Antifaschisten bei dem Veranstalter wurde der Gig abgesagt. Auf der Homepage der Band hieß es dazu, dass der Schlagzeuger wegen Krankheit nicht spielen könne. Am 31. März spielten KC auf der Party zum 20.Geburtstag der Dortmunder Neonazi-Hooltruppe Borussenfront um Siegfried Borchardt.[9] Für Anfang Mai war ein Konzert in Lüneburg mit der Berliner Band Ascaris angekündigt; am 10. Mai sollte das gleiche Konzert in Berlin stattfinden. Für beide Konzerte war auch die Berliner Band Troopers als Support angekündigt, die jedoch ihre Teilnahme absagte, nachdem sie von den politischen Hintergründen ihrer Kollegen erfahren hatte.

Dass die Konzerte von KC fast ausschließlich von Neonazis dominiert werden, stört bloß einen kleinen Anteil der Fans der Gruppe. Kommentare wie "dann besuch nicht die Konzerte" oder "solange es untereinander keinen Streß gibt" sind gängige Antworten auf ein kritisches Hinterfragen der Aktivitäten der Band im KC-Internetforum.


[1] "Kategorie C" ist die Polizei-Bezeichnung für gewaltbereite Fußballfans.
[2] Rechtschreibung hier und in den folgenden Zitaten wie im Original.
[3] Der Foiertsurm Nr. 10, 2002.
[4] www.wikingerversand.de, Agitator Records Liste Nr.01 / September 2001
[5] Antifaschistisches INFO-Blatt Nr. 55, 2002.
[6] Rock Nord Nr. 70 / 71, 2001.
[7] www.v7versand.de
[8] blick nach rechts Nr.2 / 2002.
[9] www.kc-die-band.de