14.08.2002
Kein Vergeben statt Basteln - Antirassistische Demonstration 10 Jahre nach Lichtenhagen am 24. August in Rostock
"10 Jahre friedliches Miteinander" - das Motto des Rostocker Vereins Bunt statt Braun anläßlich des zehnten Jahrestages des rassistischen Pogroms in Rostock-Lichtenhagen ist ein Hohn. Es spottet der mehr als 100 Todesopfer von Neonazis seit 1990 als auch der Opfer des staatlichen Rassismus mit seiner Abschiebemaschinerie und des Systems von rassistischen Sondergesetzen für Flüchtlinge. Spätestens die jüngsten Brandanschläge in Lichtenhagen, die nicht die Tat von jugendlichen Möchtegerns sind, lassen das Motto der Veranstaltungen mehr als zynisch erscheinen.
mit Bunt statt Braun Basteln gegen Rassismus
Das Rostocker Bündnis Bunt statt Braun, inzwischen ein eingetragener Verein, unternimmt seit 1998 zivilgesellschaftliche Initiativen für mehr Toleranz und gegen Rassismus, die nicht selten in lokalpatriotischer Manier plakative Weltoffenheit demonstrieren sollen. An sich gibt es Schlimmeres, würde der Verein nicht eine Art Alleinvertretungsanspruch vertreten: schon bei der großen Demonstration gegen die NPD-Abschlußveranstaltung '98 in Rostock intervenierte Bunt statt Braun nicht, als autonome AntifaschistInnen von der Polizei angegriffen wurden. Im Juli 2001 dann etwa demonstrierte der Verein weit ab von einer NPD-Demo gegen diese. Und für den 24. August diesen Jahres hat Bunt statt Braun alle möglichen Demonstrations-Routen durch Rostock vorsorglich gegen Nazi-Demos angemeldet, wollte jedoch ursprünglich auch unabhängigen AntifaschistInnen keine Strecke zur Verfügung stellen.
Nazis morden, der Staat... - Antifaschistische Demo
Diese jedoch wollen auf jeden Fall demonstrieren und nicht scheinheiligen Toleranz-Beteuerungen der Polit-Prominenz McPomms an die versammelte Medienlandschaft der Republik das Feld überlassen. In ihrem Aufruf stellen sie dar, dass es einen verbreiteten rassistischen Grundkonsens in der Bevölkerung gibt, der von der Politik als Anlaß für eine diskriminierende Gesetzgebung genommen wird. Dieser Rassismus jedoch wird durch die staatliche Ausgrenzung von MigrantInnen gestützt, die ihnen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben als Menschen gleichen Rechts verweigert. Der Aufruf erwähnt nicht nur neuere Entwicklungen seit dem 11. September 2001 oder schneidet kurz die Unterwerfung von Flüchtlungen unter kapitalistische Verwertungslogik an. Er stellt auch die Formierung eines bürgerlichen Mobs dort heraus, wo Flüchtlingsheime in Städte verlegt werden sollen.
Ob Politiker aller Colour sich am 24. August als Toleranz-Fetischisten präsentieren können, um tags darauf wieder unwidersprochen eine rassistische Praxis hinzunehmen oder zu unterstützen, oder ob angeregt durch antifaschistisches Auftreten - was nicht nur in Form einer zentralen Demonstration stattfinden kann - die mediale Öffentlichkeit ihre Äußerungen ihrem Handeln gegenüberstellt, wird sich zeigen. Zumindest hat sich für Rostocker AntifaschistInnen klargestellt, dass nicht die Arbeit in Bündnissen um die mediale Inszenierung einer sonstwie gearteten Weltoffenheit einer Region zählt, sondern die konkrete Intervention für die Verbesserung der Situation von Ausgegrenzten.
Der Aufruf ist unter diesem Link nachzulesen. Mehr Infos gibt es unter der Infotelefonnummer 0381-458 35 81: Treffpunkt ist die Straßenbahnhaltestelle Evershagen Süd (Bertold-Brecht-Straße/Hans-Fallada-Straße), los gehts um 9 Uhr Richtung Lichtenhagen. Für Notfälle gibt es die EA-Nummer 0179 - 87 29 925. Ein Blick ins Demo 1x1 kann nicht schaden..
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