28.06.2002
wozu noch Antifa? - die Stralsunder NPD demonstriert ihre Bedeutungslosigkeit
Stralsund, da war doch mal was. Noch im Wahlkampf '98 der Öffentlichkeit als rechte Hochburg präsentiert, ist selbst in den Beurteilungen der Faschos nicht mehr viel vom einstigen "Glanz" übrig. Während der "Norddeutsche Jugendbund" (NJB) nicht selbständig an die Öffentlichkeit tritt, gibt sich der NPD-Ableger für die Stadt alle Mühe. Ohne jedoch erfolgreich zu sein: Aus Greifswald kopierte Konzepte der steten Präsenz in der Öffentlichkeit mit Infoständen und Veranstaltungen wie Kinderfesten stoßen nicht auf Resonanz in der Bevölkerung. Selbst die jüngste Demonstration am 15. Juni, die einer der üblichen Spaziergänge der üblichen Fratzen aus den üblichen Städten des Landes hätte werden können, war im Vergleich ärmlich.
Dabei war alles wie immer. Das Motto "Volksgemeinschaft statt familienfeindliche Politik und soziale Mißstände" paßte besser ins nationalsozialistische Weltbild als etwa das der letzten Wismar-Demo, "Wismars Zukunft liegt auf dem Wasser". Und auch Maik Spiegelmacher, NPD-Vorsitzender von Greifswald und stellvertretender Landesvorsitzender, und Lutz Dessau, Rostocker Kreisvorsitzender, waren wie üblich da. Doch weder sprach Maiki über Krieg und Frieden noch referierte der ehemalige Sportredakteur Lutz über die ach so schlechte sportliche Situation Deutschlands. Stattdessen mühte sich der Stralsunder Kreisvorsitzende Dirk Arendt eine Rede über "soziale Mißstände, Arbeitslosigkeit, das Verhältnis zu den USA und dergleichen mehr" ab, wie das neonazistische stoertebeker.net berichtet. Wie Axel Möller dort schreibt, nahmen knapp 70 Faschos an der Demo teil. Von den von ihm genannten 30 Mitgliedern des NPD-Kreisverbandes waren 10 anwesend.
Die ungewöhnlich vielen Äußerungen zur Demo in Stralsund beim stoertebeker.net und in dessen Forum verdeutlichen die NPD-Arbeit im östlichen Mecklenburg-Vorpommern. Nach dem Tief der für die Faschos überraschend schlechten Landtagswahl 1998 fühlte sich der unter Maik Spiegelmacher aktive Greifswalder NPD-Verband auserkoren, auch woanders rechte Aktivitäten wieder anzuregen. Doch scheinbar hatten sich bereits zu viele aktive Kader in die Kameradschaften oder das Private abgesetzt. Mangels Engagement wurde nix aus der Übernahme der - nach NPD-Maßstäben - erfolgreichen Greifswalder Konzepte. Und Machtgerangel um Positionen scheint es nicht nur in Greifswald zwischen Spiegelmacher und dem Stralsunder Axel Möller gegeben zu haben, wie aus den Beiträgen Möllers und anderer Faschos herauszulesen ist.
So sind es nun vor allem die Greifswalder Nazis um Spiegelmacher, die Demos und andere NPD-Aktionen planen und auch immer eine große Anzahl Teilnehmer stellen, sei es im Wolgast im Januar, Demmin im Februar etc. Eine kontinuierliche Parteiarbeit gibt es so erfreulicherweise nicht.
Die Greifswalder NPD dagegen macht sich, und ihr Umfeld aus Schüler- und Bürgerinitiative ist nicht mehr unbedingt auf Spiegelmacher, der wohl bald wegen diverser Straftaten in den Knast gehen wird, angewiesen. Doch dürfte sich auch der Rest der NPD-Führungsriege um den Landesvorsitzenden Hans-Günter Eisenecker dessen Bedeutung bewußt sein und schon Pläne für dessen Wegfall in der Tasche haben.
Zudem weist die Krise der NPD auf die gesteigene Bedeutung der Kameradschaften hin. Denn die Neonazis, die nun dort aktiv sind, pflegen ein subtileres und effektiveres Engagement, um rechtsextreme Positionen in öffentliche Diskussionen einzubringen. Da gibt es weniger zu lachen als über Axel Möller und die NPD.
Berichte und Artikel zur Demo in Stralsund
Danke für diesen zugesandten Artikel; leider hats etwas gedauert
Am 15.Juni fand in Stralsund ein Aufmarsch der rechtsextremen NPD statt. An diesem beteiligten sich ca. 75 Rechtsextreme. Der Aufmarsch wurde von nur 5 Gegendemonstranten begleitet.
Angesichts der schlechten Meinung gegenüber Rechtsextremen empfinden wir die Zahl der Gegendemonstranten als eine Farce. Nach unserer Meinung muß Mensch den Rechtsradikalen zeigen, daß sie nicht erwünscht sind, denn sonst betrachten sie das Schweigen als Zustimmung ihres rechten Gedankengutes.
Daher waren wir sehr enttäuscht, das wir in Stralsund nicht auf die erwartete Zahl von GegendemonstrantInnen stießen.
Sind die Bürger wirklich so tolerant gegenüber Intoleranz, oder wußten sie einfach nicht ihren Protst auszudrücken?
Es reicht schon aus, das die Nazis nicht gehört werden können. Unsere Aufforderungen an die Autofahrer zu hupen, kam niemand nach. Noch ein Vorschlag wäre, dass sich Leute am Kundgebungsort der Rechtsextremen einfinden und dort durch Pfeifen, laute Musik oder Sprechchöre dafür zu sorgen, dass die Rechtsradikalen keine Zuhörer finden.
Stralsund zeigt Zivilcourage!
Fascho-Zeux
stoertebeker.net vom 16. Juni
stoertebeker.net vom 17. Juni
stoertebeker-Forum vom 17. Juni
stoertebeker-Forum vom 18. Juni
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