links-lang fetzt!

26.02.2002
Neonazis schänden Gedenkstätten in Wöbbelin, Boizenburg und Raben Steinfeld


Ein Bericht aus der heutigen Ausgabe der Schweriner Volkszeitung für Hagenow.

Anschlag auf drei Gedenkstätten

Straftaten in Wöbbelin und Boizenburg

Wöbbelin/Boizenburg Schwer beschädigt und mit Symbolen verfassungswidriger Organisationen geschändet wurden in der Nacht zum Montag gleich drei Gedenkstätten, zwei davon im Landkreis Ludwigslust. In der Mahn- und Gedenkstätte in Wöbbelin wurde das Relief zum Gedenken an die Opfer des Todesmarsches vom KZ Sachsenhausen und an die im KZ-Außenlager Wöbbelin ums Leben gekommenen Menschen aus zwölf Nationen beschädigt.

Unbekannte Täter hatten in der Nacht zum Montag von den auf dem Denkmal abgebildeten Figuren Teile abgeschlagen und das gesamte Relief mit einem 1,10 mal 1,10 Meter großen Hakenkreuz in roter Farbe besprüht. In unmittelbarer Nähe des Denkmals fanden die Ludwigsluster Polizeibeamten einen abgetrennten Schweinekopf.

Neuerlich geschändet wurde in der vergangenen Nacht auch der Jüdische Friedhof in Boizenburg. Die Straftat wurde vom Kontaktbeamten der Elbestadt gestern Nachmittag festgestellt.

Wie die Leiterin des Ludwigsluster Kriminalkommissariats, Kriminalhauptkommissarin Kathrin Beck, auf SVZ-Anfrage bestätigte, wurden dort mit roter Farbe Hakenkreuze an die Pfeiler des Eingangstores sowie an einen Grabstein geschmiert und auf einem danebenliegenden Grabstein ein Schweinekopf abgelegt.

Auch am Mahnmal "Die Mutter" in Raben Steinfeld im Landkreis Parchim entdeckten gestern Vormittag Zeugen einen abgetrennten Schweinekopf. Sie hatten daraufhin sofort die Polizei verständigt.

Die Kriminalpolizei ermittelt jetzt wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und wegen Sachbeschädigung. Für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen, setzte die Polizeidirektion Schwerin eine Belohnung von insgesamt 1000 Euro aus.

Bei den Mitarbeitern in der Mahn- und Gedenkstätte in Wöbbelin hat die Schändung und Beschädigung des bereits 1960 errichteten Denkmals für die Opfer der NS-Zeit große Bestürzung ausgelöst.

Das von dem heute 72-jährigen Bildhauer Jo Jastram geschaffene Relief war erst im Jahre 1995 für 50000 DM restauriert worden. Die Leiterin der Wöbbeliner Mahn- und Gedenkstätten, Edeltraud Schure, hält es nach Rücksprache mit dem heute bei Rostock lebenden Künstler kaum noch für möglich, das Denkmal ein weiteres Mal zu restaurieren, weil die Farbe schwer aus dem ohnehin schon angegriffenen Sandstein zu entfernen sei. Jo Jastram, der heute noch künstlerisch tätig ist, hatte gehofft, dass dieses Denkmal ihn einmal überleben könnte. Nun müsse man wohl über ein neues Denkmal nachdenken, war er gestern mit Edeltraud Schure einer Meinung. Diese gegenüber SVZ: "Das sind wir den Opfern des Faschismus angesichts solch aktueller Anschläge wohl auch schuldig".