22.02.2002
Dresden ist überall? - Neonazi-Gedenken an "deutsche Opfer" des Weltkriegs in McPomm
Die Volksgemeinschaft ist in sich solidarisch, lehrt der Nationalsozialismus. Eine These, die Neonazis begriffen haben. Seit Jahrzehnten spielen sie eine bedeutende Rolle in der Neudefinition der deutschen Bevölkerung im Dritten Reich von der Täter- zur Opfergemeinschaft. In Dresden etwa beteiligen sie sich an den städtischen Trauerfeierlichkeiten zum Gedenken an die "Opfer" der Bombenangriffe vom 13. bis zum 15. Februar 1945, bei denen zwischen 20 000 und 30 000 Menschen umgekommen sind. Sie denken nur die Ansätze aller Vertreter von rechts bis links, von konservativ bis friedensbewegt, weiter, die in dem Bombardement einen unnötigen Schritt sehen, der nicht zur Niederringung des Faschismus notwendig war, der die ach so unschuldige Zivilbevölkerung zum Opfer des Krieges machte. In rechtsextremen Publikationen wird vom "Massenmord", gar vom "Holocaust" am "deutschen Volk" gesprochen. Die armen Unschuldslämmer.
Mehr Infos zur deutschen Geschichtsbewältigung und -verdrehung am Beispiel Dresdens gibts http://venceremos.antifa.net.
Eine solidarische Gemeinschaft in sich sind Neonazis sowieso. Die duften Kumpel haben deshalb unter anderem auch in Anklam, Ueckermünde und Neustrelitz gegen die bösen Alliierten protestiert. In Anklam, Heimstätte des Kameradschaftsbundes Anklam, trafen sich am Abend des 13. Februars wie im Vorjahr an die 40 Neonazis zu einer "Blitz-Demo", wie der Nordkurier die Ansammlung, die zwei Kränze am Vertriebenen-Denkmal am Markt abwarf, erst sprach, dann gedenkschwieg und anschließend wegen des Nicht-Befolgens eines Platzverweises Ermittlungen wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz auslöste. In Ueckermünde dagegen störte sich die Provinz-Polizei trotz Beschwerden von Einwohnern nicht an einem Treffen von etwa 20 Neonazis mit Fackeln und Transparenten am Ueckermünder Kirchplatz. Die ordentlichen Jungs hätten doch schließlich "die öffentliche Ordnung nicht gestört", wie der Leiter des Ueckermünder Polizeireviers, Klaus Adler, zitiert wird. Schon im Dezember sah sich die Polizei des Ortes nicht zum Einschreiten genötigt, als vermummte Neonazis eine Veranstaltung zu den Menschenrechten störten und rechte Propaganda verteilten. Damals mußte erst die MAEX informiert werden, die ihren Kollegen vor Ort dann mal in den Hintern trat.
In Neustrelitz dagegen waren es Plakatieraktionen, von denen berichtet wird, bei denen einige alte Plakate mit den üblichen Parolen zum "Massenmord am deutschen Volk" ein paar Straßen verunstalteten. Am 14. Februar hing zudem ein Transparent zum Thema an einer Eisenbahnbrücke, das von der Polizei entfernt wurde.
Regelmäßige Veranstaltungen zum Rudolf-Heß- und dem Dresden-Gedenken vermitteln nicht gerade ein fortschrittliches Bild der Neonazi-Szene. Es offenbart jedoch, daß unbemerkt von der Öffentlichkeit andere Aktivitäten stattfinden, die bedrohlicher sind als dumpfer Geschichtsrevisionismus. Obgleich dieser nicht nur das traditionsliebende Klientel bedient, sondern auch noch so schön die eigenen Taten im wirren Weltbild legitimiert.
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