27.12.2001
Obelix in Mecklenburg
Von verschwundenen Findlingen als auch alten und jungen Ewiggestrigen
Folgender Artikel wurde mit einigen Infos an uns weitergeleitet. Vielen Dank!
In der Nähe Goldenbaums, eines kleinen Orts bei Neustrelitz, ruht seit 1995 ein Gedenkstein. Seit einiger Zeit ruht er mehr denn je, denn Unbekannte haben den mehrere Tonnen schweren Findling zwei Meter tief vergraben. Die Polizei ermittelt seitdem wegen Sachbeschädigung, erzählt Willi Gaida, Leiter der Neustrelitzer Kriminalpolizei. "Die Täter können persönliche Motive gehabt haben, aber auch aus dem rechten oder linken Spektrum kommen", informiert er. Obwohl keine Parolen oder andere Anhaltspunkte hinterlassen wurden, die die Aufklärung erleichtern würden, ist er fest entschlossen, den Fall zu lösen.
Es ist jedoch nicht das erste Mal, daß der Stein von sich reden macht. "Seit 1995 veranstaltet die Neonazi-Szene am Volkstrauertag ein 'Heldengedenken' in Goldenbaum," erzählt Michael Flenker vom Verfassungsschutz Mecklenburg-Vorpommern. Dabei gedenken die Rechten der gefallenen faschistischen Soldaten des Zweiten Weltkriegs, informiert er weiter, die ihrer Meinung nach für Deutschland in den Tod gegangen wären. Die Neonazis identifizieren sich mit den "Helden", die für Deutschlands Freiheit gekämpft haben, und glorifizieren das Dritte Reich, oftmals auch die Waffen-SS.
In Mecklenburg-Strelitz wird dieses "Heldengedenken" von der Kameradschaft "Unabhängiger Freundeskreis Mecklenburg" getragen, heißt es, die sich früher "Kameradschaft Neuteutonia Neustrelitz" nannte. Sie führt Veranstaltungen mit bis zu 70 Teilnehmern durch, hat jedoch wie der sich beteiligende Kreisverband der NPD eine geringe Außenwirkung, so der Verfassungsschutz.
Tannengrün und Gebinde mit Sprüchen wie "In ewigem Gedenken den deutschen Soldaten - NPD" oder "Euer Kampf ist unsrer Vermächtnis - Freie Kameraden Neubrandenburg" (Fehler im Original) bezeugen, daß sich auch am diesjährigen Volkstrauertag die Rechten in Goldenbaum einfanden. Daß sie über den sich ihnen bietenden Anblick nicht sonderlich erfreut waren, verrät ein Text auf ihrer Homepage: dort wird den Tätern "Menschenverachtung, Intoleranz und Deutschenhaß" zugeschrieben und gemutmaßt, ob Antifaschisten oder Verfassungsschützer den Stein vergraben haben. Zumindest für letztere kann Michael Flenker behaupten, daß sie dafür keine Zeit haben, solche Theorien aber in übliche Verschwörungsmuster der rechten Szene passen.
Es sind jedoch nicht nur junge Neonazis, die sich dem Andenken an die fanatischen deutschen Soldaten im untergehenden Dritten Reich verschrieben haben. Der 78-jährige Heinz Behnke, der den Gedenkstein auf eigene Kosten aufstellen ließ, kämpfte 1945 in dem Waffen-SS-Regiment "Westland" bei Goldenbaum gegen die heranrückende Rote Armee. "Er meint noch immer, damals richtig gehandelt zu haben und macht aus seiner Gesinnung keinen Hehl", meint Uwe Axthelm, der 1995 Leiter des Ordnungsamtes Neustrelitz-Land war. Dem Gedenkstein in der von Heinz Behnke geplanten Form konnte er damals keine amtliche Zustimmung erteilen, weil er an die Waffen-SS erinnern sollte. Lange Diskussionen waren nötig, erzählt er, um den endgültigen Text auszuhandeln, der allen Toten und "Den Lebenden zur Mahnung" gewidmet war.
Heinz Behnke jedoch beharrt nicht nur auf seinen Ansichten, sondern hat auch Gesinnungsgenossen gefunden. Das sind nicht nur die Neonazis aus Neustrelitz, die ihm schon bei der Einweihung des Steins zur Seite standen und Antifaschisten, wie eine linke Internetseite berichtet, auch mal dem Strick drohen, sondern auch alte Kameraden. Die antifaschistische Zeitschrift "störungsmeldung" aus Neubrandenburg berichtet in ihrer Ausgabe Nummer 13 über einen Besuch des ehemaligen SS-Hauptsturmführers Henri Fenet, der 1996 mit Heinz Behnke und dem Neustrelitzer Wilfried Lemke ehemalige Kriegsschauplätze in der Region besichtigte. Als "Wallfahrt", so heißt es, wird diese Reise in der Zeitschrift "Der Freiwillige" bezeichnet - diese Publikation, so die "störungsmeldung", "bemüht sich (...) zu beweisen, daß die Waffen-SS ein Teil der Wehrmacht war, also nur 'unpolitische Soldaten'" und nicht die "Elitetruppe" des Dritten Reichs, die sich durch "nationalsozialistische Besessenheit, rücksichtslose Kriegsführung und unglaubliche Brutalität im Umgang mit Gefangenen und Zivilpersonen" auszeichnete.
Henri Fenet, der aus Frankreich kommt, meinte 1998 über sein freiwilliges Engagement in der SS, daß die Geschichte ihre Taten gerechtfertigt hat und schloß eine Rede mit den Worten "Damals war es unsere Pflicht, heute ist es unser Stolz". Auch Wilfried Lemkes Rolle als Historiker, der zum Wohle der Nachwelt aus der Geschichte lernen will, ist fragwürdig, ist er doch Mitglied bei den Republikanern, in deren Landesvorstand er 1998 als Beisitzer gewählt wurde.
Man kann es mit Uwe Axthelm meinen, der einen Gedenkstein an alle Kriegsopfer keiner Erinnerung vorzieht und Neonazis lieber durch den Wald als durch Dörfer und Städte laufen läßt. Diese aber haben mit ihrer Geschichtsklitterung und ihrem menschenverachtenden "Heldengedenken" den Tätern scheinbar ausreichend Gründe gegeben, den Gedenkstein verschwinden zu lassen.
Nachtrag vom 2.1.2002
Daß Nazis nicht viel auf dem Kasten haben, wissen die meisten von uns ja inzwischen schon. Daß es öfter mal zwar zum Lesen, aber nicht Verständnis reicht, zeigt nicht nur Beitrag vom stoertebeker.net, der meint, diese Seite brüste sich mit dem Vergraben. Dieser Tage erreichte uns folgende Mitteilung:
Findling vergraben?
Oh,welch heroisch Tat,ihr tapferen Streiter!
Ganz gleich welche Hautfarbe oder politische Richtung, jeder MENSCH muß vor euch wiederlichen Grabschändern, die noch das Andenken von Toten entweihen, ausspucken!
Der Strang ist noch zu schade für solchen Abschaum!
SCHÄMT IHR EUCH NICHT??
Was alles passieren kann, wenn mensch einen Artikel aus dem Nordkurier wiedergibt...
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Einweihung des Steins - mit den "Kameraden" vom UFK, damals noch Neuteutonia
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der Stein
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Volkstrauertag 2000
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Volkstrauertag 2001
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