Friedensnazis in Wismar am 13. Oktober
letzte Aktualisierung am 12.10.2001
Ganz plötzlich hat das faschistische Freie Infotelefon einen Neonaziaufmarsch in Wismar am 13. Oktober angekündigt. Anknüpfend an die aktuellen Ereignisse und die plötzlich entstandene Friedensbewegung, die vom linken bis ins bürgerliche und kirchliche Spektrum reicht, wollen die Nazis sich als Friedensengel darstellen.
Treffpunkt der Faschos ist um 12 Uhr am Hauptbahnhof, Infos (für Nazis) gibs unter 0171 - 900 24 04. Gegenaktionen sind noch nicht angekündigt.
Auf den ersten Blick mag der "Friedenswille" der Nazis überraschen, hießen sie doch die Anschläge des 11. Septembers gut und denunzierten sogar "Kameraden" wie André Goertz, Macher des Nationalen Infotelefons, die sie kritisch beurteilten. Für die Faschos waren sie legitim als kriegerischer Racheakt der arabischen Welt für den Terror, den die USA und Israel angeblich weltweit ausüben.
Wenn sie nun von Frieden und Solidarität sprechen, meinen Nazis jedoch Frieden für die Taliban und Solidarität mit radikalen Islamisten. Sie haben mit ihnen den Anti-Amerikanismus und Antisemitismus gemein, der die USA als den ausführenden Staat einer jüdischen Weltverschwörung fantasiert.
Aber auch im Bürgertum sind solche Vorurteile präsent, die die Nazis aufzugreifen versuchen. Auch dort wird viel zu oft Israel als ein Staat unter vielen gesehen, der sich angeblich mehr Freiheit in der Ausübung staatlicher Gewalt erlauben kann als andere, und von den USA als dem Weltpolizisten geschützt wird, wenn es nicht sogar dessen Politik durch seinen weitreichenden Einfluß bestimmt.
Doch auch Teile der Linken hängen noch den alten Parolen von der Freiheit für Palästina oder der ach so bösen USA nach und verschleiern damit den Blick auf Ursachen für Gewalt, Hunger und Krieg, die sicherlich nicht in einzwei Staaten bestehen. Denn spätestens, wenn auch Bundeskanzler Schröder von großer Verantwortung Deutschlands spricht, das kritisch solidarisch sein müsse, fühlt mensch sich fehl am Platz im Bündnis der Friedensstifter, die zur Besonnenheit mahnen.
Es gilt nun nicht, gegen die USA zu "rüsten", sondern (wieder mal ;-) radikal mit dem System zu brechen und es für das Elend der Welt verantwortlich zu machen. Ursachen für das "Elend der Welt" können nicht schön einfach an Sündenböcken festgemacht werden, sondern sind im unpersonellen Kapitalismus zu suchen, nach dessen Gesetzen sich herrschende Politik ausrichtet.
Wie es einer radikalen Kritik und Analyse dessen bedarf, so auch des Bruchs mit alten Parolen. Nicht "Freiheit für die Völker" ist zu fordern, sondern ein scharfer Bruch mit Begriffen wie "Volk" und "Nation" zu vollziehen. Der Kritik einer Politik, die Gestalten wie Osama bin Laden und Saddam Hussein selbst schafft und tagtäglich auch zu Terror ohne oben stehende und lenkende Köpfe fähig ist, darf nicht die Forderung nach Reformation oder der demokratischen Kontrolle, sondern die völlige Abschaffung dieser folgen.
Mit völkischen Denkweisen sind Frieden und Freiheit für alle Menschen nicht zu erreichen, sondern nur mit dem völligen Selbstbestimmungsrecht eines jeden über sich selber und damit der Abschaffung von Herrschaft und Kapitalismus.
|