links-lang fetzt!

rechte Kinderfestlerei in Greifswald
letzte Aktualisierung am 02.10.2001
Im Juni des Jahres demonstrierte in Greifswald die von der örtlichen NPD angeleitete "Schülerinitiative für freie Meinungsbildung und -äußerung" mit etwa sechzig Faschos und veranstalte im Anschluß ein Kinderfest, das sie als Erfolg verbuchte.
Ähnliches hat sie am 6. Oktober vor. Diesmal lautet das Motto der rechten Schülerschaft "Gegen Drogen und Gewalt an Schulen"; die Demo soll wieder an der Friedrich-Engels-Schule im Ostseeviertel II um 10 Uhr beginnen. Folgen soll ein Drachenfest auf dem Rodelberg im Ostseeviertel I von 14 bis 17 Uhr.

Von Vereinen und Verbänden der Stadt und den Parteien links der NPD wird als Gegenveranstaltung ab 13 Uhr ein Kinderfest um die Schwimmhalle im Ostseeviertel herum veralstaltet. Vielfältige Spiele, Aktionen und Vorführunge sowie Essen und Getränke sollen Kinder und Eltern von den braunen Agitatoren fernhalten.

Seit Anfang des Jahres versucht die NPD, mit einer Bürger- und eben der Schülerinitiative ihr rechtes Gedankengut über die eigene Klientel hinaus zu verbreiten. Während erstere fast völlig eingeschlafen ist, konnte die Schülertruppe um Hannes Gerlach und Caroline Beetz etwas Akzeptanz für rechte Parolen in Schulen schaffen und eine eigene Zeitung mit Unterstützung des rostocker NPD-Vorsitzenden Lutz Dessau herausbringen.

In dem Sprachrohr werden dann auch die Inhalte der Ablehnung von Drogen geliefert. Schön vereinfachend wird da über "illegale Drogen" geschrieben, ohne zwischen sogenannten "harten" und "weichen" zu unterscheiden. In diesem Zusammenhang wird natürlich auch die erschreckende Zahl von 1565 Drogentoten im Jahr 1995 genannt, die Zahl von 40 000 Alkohol- und 90 000 Nikotintoten jährlich jedoch geflissentlich verschwiegen; selbst durch Passivrauchen sterben mit 4 400 Menschen im Jahr mehr als doppelt soviele als die 2 030 durch illegale Drogen (Zahlen vom Juli 2000).
Doch auf Zahlenrechnerei und statistische Spielereien soll es nicht ankommen, sondern inhaltliche Positionen. Von diesen kann das "Sprachrohr" freilich nicht viele bieten und beschränkt sich so auf sinnige Forderungen nach Suchtprävention, Drogenkontrollen und dem Verbot von "harten" Drogen - als ob es das nicht alles schon geben würde. Wie "härtere Gesetze bei der Drogenkriminalität, um Drogendealer wirkungsvoll bekämpfen zu können", gemeint sind, können die Jungnazis beim Kollegen Horst Mahler nachlesen. Der fordert doch tatsächliche die Betrachtung von Drogendealern als Kriegsgegnern und die standesrechtliche Erschießung dieser.
Inhalte, über die mensch nur lachen könnte, wenn es nicht einige damit ernst meinen würden. Eine fortschrittliche Drogenpolitik kann nicht in Denkmustern von "legal" und "illegal" denken, sondern muß Konsum als gegeben hinnehmen. Er gehört zum Selbstbestimmungsrecht des Menschen über seinen Körper, Verbote dagegen drängen Konsumenten nur in die Kriminalität und sind an Erscheinungen wie Krankheiten durch verschmutztes Besteck und unreine Stoffe schuld. Nichtsdestotrotz darf eine Beschäftigung über die psychische und physische Wirkung von Drogen nicht vernachlässigt werden, darf jedoch auch nicht gesellschaftliche Bedingungen als Gründe für den Konsum, so er über den blanken Genuß hinausgeht, vernachlässigen.
Viele Infos gibt es zum Beispiel unter http://www.hanflobby.de/.

Nach eigenen Angaben hat die Schülerinitiative auch Ableger in Stralsund, Waren-Müritz und Demmin. Ob diese jedoch anders als mit dem sporadischen Verteilen von Exemplaren des "Sprachrohrs" in Erscheinung treten, ist fraglich.