links-lang fetzt!

Kein Bock auf Wahlboykott

Nur 60 Faschos erschienen zur gestrigen Neonazi-Demonstration in Rostock gegen die Europa- und Kommunalwahlen. Mehre hundert Antifaschist/innen protestierten dagegen.

13.06.2004

Das Thema war nicht so wirklich der Bringer und auch ihre Mobilisierung schlecht. Doch dass nicht mehr als 60 Neonazis zur gestrigen Fascho-Demonstration der Aktionsgruppe "Festungsstadt" Rostock kamen, um zum Wahlboykott aufzurufen, hat so einige der vielleicht 250 bis 300 anwesenden Antifaschist/innen überrascht. Durch die niedrige Teilnehmerzahl fiel es ihnen um so leichter, sich über die Neonazis lächerlich zu machen.

Nur die Polizei bremste mal wieder den Spaß. Mit 500 Leuten begleitete sie die Nazi-Demo und versperrte Gegendemonstranten als auch Passanten immer wieder den Weg durch die Rostocker Innenstadt. Zwei Antifaschist/innen wurden unvermittelt und brutal, wie Zeugen berichteten, in Gewahrsam genommen.

Mit dem Aufruf zum Wahlboykott angesichts der Europa- und Kommunalwahlen am 13. Juni, der mit der Meinung verbunden ist, dass der erträumte "nationale Sozialismus" nicht durch Wahlen zu erreichen ist, haben sich die Neonazis um Christian Worch aus Hamburg, den Ex-Rostocker Lars Jacobs und Birger Lüssow aus Rostock ein Thema ausgesucht, das nicht für Einigkeit in der Fascho-Szene sorgt. So blieben dann auch in Rostock all jene der Demo fort, die zwar mit dem neonazistischen Spektrum der Hass auf alles vermeintlich Un-Deutsche oder die bierseelige Erinnerung an die deutsche Nazi-Vergangenheit eint, die sich allerdings mit der NPD verbunden fühlen. Auf die Reden von Christian Worch und des Stralsunders Robert Rupprecht sowie das Geträller des aus Rostock kommenden "Liedermachers" Martin Krause an diesem Tag hatten sie keinen Bock.

Keine Lust, überhaupt noch in Erscheinung zu treten, werden die Rostocker Faschos nach der gestrigen Demo trotz der geringen Teilnehmerzahl wohl nicht haben. Die Aktivitäten gegen sie, ob kräftige Argumente im Vorfeld oder der unmittelbare Protest vor Ort, machten jedoch einmal mehr deutlich: Widerspruchslos und ohne ein großes Polizeiaufgebot können sich Neonazis in Rostock nicht zu demonstrieren trauen.