links-lang fetzt!

Nationale Selbstbefriedigung

250 Neonazis marschierten am Sonnabend begleitet von Protesten durch Greifswald. Was für die erlebnisorientierte rechte Szene ein Erfolg sein mag, ist politisch jedoch bedeutungslos.

10.03.2003

Rechte in Greifswald
Rund 250 Anhaenger der rechtsextremen NPD demonstrieren am Samstag in Greifswald gegen den drohenden Krieg im Irak.
ProtestiererInnen gegen die rechte Demo
Etwa 100 linksgerichtete Demonstranten protestieren gegen einen von der Polizei geschützten Aufmarsch der NPD.
Alle waren sie da. Von Usedom bis Hamburg, von Rostock bis Berlin, von überall her kamen Neonazis herbei, um am 08. März in Greifswald zu demonstrieren. Doch trotz aller vorherigen Anstrengungen sollten es nicht mehr als 250 Rechte werden. Und nicht nur das: Fast niemand sollte den Haufen beachten.

Dabei hatten sie sich alle soviel Mühe gegeben. Die Monotonie der vielen Glatzen wurde unterbrochen durch viele bunte Irak- und Palästinafahnen sowie Kein-Irak-Krieg-Plakate. Neue Sprüche wurden eingeübt, die so richtig deftig antisemitisch waren. Und neben dem Mecklenburg-Vorpommerschen NPD-Vorsitzenden Hans Günter Eisenecker kamen noch der Schleswig-Holsteiner Schläger Peter Borchert und der jüngst von seinen Hamburger Genossen als "Kameradenschwein" gechasste Lutz Giessen zu Wort.

Allerdings interessierte sich niemand so richtig für ihre viel zu langen Reden, die sich des Demo-Mottos "Gegen Krieg und US-Globalisierung" und der Friedensbewegung annahmen. Anwohner des Greifswalder Stadtteils Schönwalde konnte man an einer Hand abzählen. Bei den Kameraden gesellte sich zur üblichen fehlenden Begeisterung für Inhalte bloße Langeweile. Sie hielten nach den GegendemonstrantInnen Ausschau. Aber auch da Flaute. Keine Antifas zu sehen. Die etwa 100 jugendlichen ProtestiererInnen kamen vorwiegend aus Greifswald und Umgebung. Zu Protesten wurde nicht aufgerufen, MedienvertreterInnen waren nur deshalb nur vereinzelt vor Ort.

Die rechten Organisatoren freilich, den Greifswalder NPD-Vorsitzenden Maik Spiegelmacher und den Usedomer Neonazi Enrico Hamisch, juckte das wenig. Sie freuten sich über ihre tolle Demo. Denn für sie ist Politik vor allem Aktionismus, machen sich Erfolge an immer neuen Erlebnissen für ihre Neonazi-Herde fest. Nationale Selbstbefriedigung eben.

Links

In der rechten Gesellschaft
Zusammen mit militanten Neoanzis marschiert die NPD Mecklenburg-Vorpommerns am 8. März in Greifswald gegen die angebliche Spaltung in der rechten Szene auf
http://www.links-lang.de/0303/01.php

Peter Borchert - Eintrag beim Informationsdienst gegen Rechtsextremismus
http://www.idgr.de/lexikon/bio/b/borchert-peter/borchert.html

die Fotos und die Bildunterschriften sind (leicht gekürzt) zwei Meldungen von Yahoo entnommen