links-lang fetzt!

12.02.2002
Terror in Crivitz - rechte Rowdies machen schlechte Schlagzeilen

Nun lebt es sich in Crivitz wieder sicher. Dieser Tage wurden drei Mitglieder einer Truppe festgenommen, die seit einiger Zeit das 5000-Einwohner-Städtchen bei Schwerin "terrorisierte", wie es in der Presse hieß.
Alles begann am 29. Januar, als am Abend ein Mann von der zehnköpfigen Gruppe zusammengeschlagen wurde, wie die Schweriner Volkszeitung berichtete. Dank eines Passanten konnte das Opfer in ein Geschäft fliehen, das schnell die Türen schloß und dann eine halbe Stunde belagert wurde. Erst dann traf die Polizei ein und nahm die Haupttäter mit. Einen Tag später jedoch machten sie am Abend wieder mit fliegenden Flaschen, Bedrohungen und Pöbeleien am Markt auf sich aufmerksam, nachdem sie schon am Nachmittag einen Polizeieinsatz wegen "Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung" auslöste. Wieder nahm die Polizei zwei Täter in Gewahrsam und ordnete verstärkte Präsenz in Crivitz an.

Die allein nützte jedoch nichts. Nach weiteren "kleineren" Delikten überfielen mindestens zwei aus der Gruppe am Abend des 9. Februar Besucher einer Faschingsveranstaltung in Crivitz mit Baseballschlägern und Flaschen und traten noch auf sie ein, als sie schon am Boden lagen. Nachdem sie gefaßt wurden, wurde gegen sie ein Haftbefehl erlassen. Ein dritter aus der Truppe wurde heute dem Haftrichter vorgeführt.

Nicht nur die Polizei hatte bis dahin Crivitz mehr Aufmerksamkeit geschenkt, auch die Staatsanwaltschaft ermittelte gegen Mitglieder der Gruppe wegen Körperletzungen, Bedrohungen, Beleidigungen, Verdacht des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und Hausfriedensbruch, wie es heißt. Hans-Christian Pick, Schweriner Oberstaatsanwalt, klärte auf, daß die Täter dem rechtsextremen Spektrum zuzurechnen seien, auch wenn sie keine festen Mitglieder einer bestimmten Organisation sind.

Längst waren die Begebenheiten in Crivitz zudem ein Politikum. Die regionale Presse und Politik und die CDU kritisierten aufs hefstige die jüngste Polizeistrukturreform, die die Polizei aus Crivitz abgezogen und nach Sternberg versetzt hatte. Wie es hieß, benötigte sie bis zu einer halben Stunde, um im Notfall in Crivitz anzukommen. Ex-Innenminister Armin Jäger, CDU, kündigte bereits an, die Reform rückgängig zu machen, sollte seine Partei wieder in der Regierung sitzen, und keine "polizeifreien und damit rechtsfreien Räumen" im Flächenland Mecklenburg-Vorpommern zuzulassen.

Aber vielleicht ist das gar nicht nötig. Vielleicht können sich ja NPD oder örtliche Kameradschaften des Schlägertrupps annehmen und ihn davon abhalten, rechtschaffende Bürger anzufallen. Dann kann er Nazi-Plakate kleben, Obdachlose, MigrantInnen oder nicht-rechte Jugendliche überfallen. Darüber regt sich weder die Presse noch ein Armin Jäger auf, und dann gibs auch keine negativen Schlagzeilen für Mecklenburg-Vorpommern. Dann müssen Lokalredakteure nicht kommentieren, daß der Großteil der Bürger friedlich ist und nur eine Handvoll Randalierer den "starken Max" (SVZ) spielt, und dann gibs endlich wieder Friede, Freude, Eikeruchen.

einen weiteren Artikel zu Crivitz gibs hinter diesem Link