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Deutsche Geschichtspolitik zwischen Opfermythos und Revisionismus

Veranstaltungsreihe der Antifa Rostock bereitet Demonstration zum Tag der Befreiung vor

16.04.2004

Eine Pressemitteilung der Antifa Rostock.

"Die gesellschaftlichen Eliten der Bundesrepublik sind nicht frei von einem erschreckenden Antisemitismus." Mit diesem Fazit schloss der Duisburger Sozialwissenschaftler Alfred Schobert am vergangenen Mittwoch im Rostocker Max-Samuel-Haus seinen Vortrag zur antisemitischen Rede des Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann. Die Veranstaltung der Antifa Rostock in Zusammenarbeit mit der Stiftung Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur war die erste in einer Reihe, die sich der Erinnerungskultur und Geschichtspolitik in Deutschland widmen. Ihr Höhepunkt wird eine Demonstration in Rostock zum Tag der Befreiung am 08. Mai.

Am 24. April findet unter dem Titel "German Gedächtnis - Die Europäisierung der deutschen Geschichte" eine Veranstaltung mit Redakteur/innen der antifaschistischen Zeitschrift Phase 2 statt. Sie werden über das sich wandelnde Bild der eigenen Vergangenheit in der deutschen Gesellschaft referieren. Die auferstandene Großmacht Deutschland, so kündigen sie an, nimmt aus einer auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Geschichtsbetrachtung die höheren moralischen Werte für sich in Anspruch. Mehr zu dieser Erfolgsgeschichte gibt es um 19 Uhr im Café Median in der Niklotstraße 5/6.

In Zusammenarbeit mit der Tschechischen Botschaft ist für den 03. Mai eine Veranstaltung zur Vertriebenendebatte geplant. Ein Mitarbeiter der Vertretung der Tschechischen Republik wird über den Umgang mit den revanchistischen Forderungen der Vertriebenenverbände auf Entschädigung und Aufhebung der Beneš-Dekrete in seinem Land informieren. Die Veranstaltung wird voraussichtlich in der Universität Rostock stattfinden.

Einem bekannten Projekt der Vertriebenverbände widmet sich Jörg Kronauer einen Tag später am 04. Mai. Der Sozialwissenschaftler und Journalist wird über das geplante Zentrum gegen Vertreibungen referieren. Hinter der Thematisierung des Leides der Betroffenen der Umsiedelungen durch den Bund der Vertriebenen steht der Versuch der Revision zentraler Bestimmungen des Potsdamer Abkommens - und damit der europäischen Nachkriegsordnung. Die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Asta der Uni Rostock beginnt um 19 Uhr in der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät, Ulmenstraße 69, im Raum 018.

Bevor am 08. Mai die Demonstration zum Tag der Befreiung unter dem Motto "Game over Krauts!" beginnt, wird am 07. Mai zu einem Open-Air-Filmabend vor das Warmbad in der Rostocker Niklotstraße 2 geladen.

Ihren Abschluss findet die Veranstaltungsreihe in einem Gespräch mit dem israelischen Historiker und Ehrenbürger der Stadt Rostock Yaakov Zur. Der gebürtige Rostocker, der 1939 emigrierte, ist nicht nur ein Kenner der israelischen Gesellschaft und von deren Umgang mit dem Holocaust. Seine Erinnerungen, die kürzlich in dem Buch "Die Welt ist eine schmale Brücke" erschienen sind, vermitteln ein jüdisches Lebensbild und einen Einblick in die deutsch-jüdische Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts. Die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Stiftung Begegnungsstätte für jüdische Geschichte und Kultur beginnt um 19 Uhr im Café Median in der Niklotstraße 5/6.

"Die verschiedenen Veranstaltungen werden deutlich machen, dass man hierzulande immer mehr der Täter des Nationalsozialismus statt der Opfer des deutschen Vernichtungswahns gedenkt", so Julia Gersten, Pressesprecherin der Antifa Rostock. "Mit unserer Demonstration setzen wir dagegen ein klares Zeichen, dass die Zerschlagung Nazi-Deutschlands richtig und wichtig war und bleibt."

Treffpunkt der Demonstration unter dem Motto "Game over Krauts!" am 08. Mai ist ab 12 Uhr das Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus im Rosengarten am Rostocker Steintor. Ihren Abschluss findet sie an der Gedenktafel für die befreiten Zwangsarbeiter/innen am Werftdreieck.

Die Demonstration wird unterstützt von:
[aas] Autonome Antifa Schwerin; Alternatives Jugendzentrum Kita Ribnitz; Alternatives Jugendzentrum Neubrandenburg; Antideutsche Frauen Berlin [ADF]; Antifa Bad Doberan; Antifaoffensive Westhavelland; Antifa Rostock; Antifaschistische Aktion Potsdam [aapo]; Antifa (X) Recklinghausen; AG Antifa an der Uni Potsdam; Autonome Antifa Nordost [AANO] Berlin; awiro e.V. Rostock; Bündnis gegen Antisemitismus und Antizionismus Berlin [bgaa]; bad weather [antifaschistische Gruppe Hamburg]; KOMplex Schwerin; links-lang.de; [´solid] sozialistische Jugend Rostock; ultras71 Postdam