links-lang fetzt!

"Militantes Netzwerk von Gesinnungsgenossen"

Mehrere Publikationen berichten über die deutsche Kameradschaftsszene - immer dabei: Neonazis aus MV.

02.04.2004

Flugblatt
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Die Neonazi-Gruppen in Mecklenburg-Vorpommern bewegen sich in einem bundesweit und international agierenden Netzwerk aus braunen Kameradschaften. Das belegen einmal mehr die Neuerscheinungen zum Thema.

Die 61. Ausgabe des Antifaschistischen Infoblatts legt ihren Schwerpunkt auf "Rocker und Rechte". Die erfolgreichen Bemühungen vorpommerscher Neonazis um ein Vereinshaus für "Motorradfreunde" belegen die Brisanz dieses Titelthemas. Neben der Frage, inwieweit Nazis und Biker sich aufeinander zu bewegen, untersucht das Recherche-Magazin auch die Karriere der jüngst verurteilten Rechtsrockband "Landser". Im Artikel "Ortsverbringung" in den Tod berichtet das AIB über den Prozess gegen zwei Polizisten, die in Stralsund einen Obdachlosen am Stadtrand aussetzten. Einige Texte und die ABO-Konditionen findet Ihr hinter diesem Link.

Den derzeit aktuellesten Überblick über die bundesdeutschen "Freien Nationalisten" liefern sechs langjährige ExpertInnen in dem Buch "Braune Kameradschaften". In Reportagen berichten die AutorInnen über die Funktionsmechanismen dieser Gruppen und ihre Vernetzung durch regionale Aktionsbüros, die Ursachen der steigenden Gewaltbereitschaft, die finanzielle Absicherung über eigene Unternehmen, die Stellung der Frauen innerhalb der Gruppen und die internationalen Kontakte. Ein Kapitel über den Kameradschaftsbund Anklam ist dabei nicht der einzige Bezug nach Mecklenburg/Vorpommern. Detaillierter und interessanter Lesestoff - insbesondere für Verwaltung, Politik und Medien in betreffenden Regionen.

Mehr der Vollständigkeit halber denn als Lesetipp sei hier auf das Buch "Blutiger Raps" von Ulrich Hinse verwiesen. Der "Staatsschutz-Roman aus Mecklenburg-Vorpommern" handelt von Auseinandersetzungen "einer gewalttätigen rechtsradikalen Skinhaedkameradschaft (sic) und einer linksautonomen Wohngemeinschaft". Bei dem Autor handelt es sich um einen BKA- und LKA-Cop, der bei der Polit-Kripo arbeitet, offenbar gerne nach Teneriffa fährt und in seiner Freizeit gern mal ein Buch schreibt. Und wer vermutet, dass da nix gutes rauskommt, hat recht. Der Roman ist weder inhaltlich noch literarisch eine Bereicherung. Haarsträubende Dialoge, alberne Namen, Charaktere ohne Charakter und etliche Klischees jagen sich durch die 300 Seiten. Die Handlung soll sich zwar an realen Ereignissen orientieren, die blutige Komprimierung auf eine einzige Kleinstadt und einen kurzen Zeitraum wirkt grotesk.

Hinses nächstes Buch: "Die Taliban von Meck-Pomm"

Andrea Röpke, Andreas Speit (Hrsg.): Braune Kameradschaften. Die neuen Netzwerke der militanten Neonazis. Ch. Links Verlag / März 2004 / ISBN: 3861533162

Ulrich Hinse: Blutiger Raps. Scheunenverlag 2003 / ISBN-Nr. 3-934 301-76-2