links-lang fetzt!

Neonazis im Opferwahn

Ein Text der Antifa-Rostock zur Neonazi-Kundgebung am 08. Mai in der Stadt.

Flugblatt der Antifa Rostock

Flugblatt der Antifa Rostock, pdf-Datei, 834 KB

Zentrale Elemente rechter Ideologie sind Geschichtsrevisionismus, Verherrlichung des Nationalsozialismus, der SS, SA und der Wehrmacht sowie ein völkischer Nationalismus. Damit wird ein direkter Bezug auf den Nationalsozialismus von 1933-1945 hergestellt. Alt- und Neonazis gehen teilweise sogar soweit, die Verbrechen der Deutschen, insbesondere die massenhafte Vernichtung des europäischen Judentums öffentlich zu befürworten. Andere Teile der Rechten wiederum versuchen den Holocaust, unter Berufung auf gefälschte Gutachten vermeintlicher Historiker, als "Geschichtslüge der Alliierten" darzustellen und die Kriegsschuld von Deutschland abzuwälzen. In alter Tradition sehen sich die Nazis als Betroffene der "volkszersetzenden" Einflüsse inner- und außerhalb Deutschlands. Die Geschichtsverdrehung von der angeblichen Vernichtung und Unterjochung des "deutschen Volkes" durch die Alliierten und deren völkerrechtswidrigen Auflösung des Dritten Reiches propagieren sie seit der jüngsten Nachkriegszeit.

Spätestens seit der breiten Thematisierung der revisionistischen Diskurse im öffentlichen Raum greifen auch die Nazis massiv auf diese zurück. Ihre Aktionen avancieren zu den relevantesten Veranstaltungen der deutschen Rechten. In Dresden brachten die Veranstalter der rechtsextremen Jungen Landsmannschaft Ostpreußen im Februar 2004 beispielsweise über 2000 Nazis aus den verschiedensten Lagern zu einem "Gedenken" an die Bombardierung der Stadt zusammen. Neben den wieder jährlich stattfindenden Märschen zum Todestag von Hitlerstellvertreter Rudolf Heß in Wunsiedel oder den Demonstrationen im Rahmen der Anti-Wehrmachtsausstellungskampagne können die "Trauermärsche" in Dresden die größten Mobilisierungserfolge bundesweit aufweisen. Die Stadt Dresden steht auf Grund der starken Zerstörung im 2. Weltkrieg sowohl im bürgerlichen Lager als auch bei den Nazis exemplarisch für den angeblichen Vernichtungskrieg der Alliierten gegen Deutschland. Die alljährlichen "Gedenkfeiern und -märsche" dienen dazu, den deutschen Opfermythos hochzuhalten.

Auch die Rostocker Nazis opfern rum

Im Jahre 2002 wurde ein Bündnis aus den verschiedenen, bisher zerstrittenen Nazigruppen der Stadt ins Leben gerufen und gab sich erstmalig im November/Dezember via Internet die Ehre. Initiator der Aktionsgruppe "Festungsstadt" Rostock (AGR) war der Ex-Rostocker, mittlerweile bei Hamburg lebende Naziaktivist Lars Jacobs. Dieser initiierte mit Rostocker Nazikadern wie Lutz Dessau (NPD), Marco Schulz (NPD, Kameradschaft Rostock), Birger Lüssow (Blood&Honour, Kameradschaftsbund Mecklenburg), Martin Krause (Kameradschaft Rostock) und anderen diesen aktions- und jugendorientierten Zusammenschluss. Vermehrt tauchten in Rostock Flugblätter, Plakate und Aufkleber auf. Als eine der ersten großen Aktionen versuchte die Aktionsgruppe Rostock einen Trauermarsch unter dem Motto "Alliierter Bombenterror am 24. April 1942 - Unsere Mauern brachen, aber unsere Herzen nicht" in Rostocks Innenstadt durchzuführen. Dieser konnte von AntifaschistInnen aufgehalten werden.

Neben weiteren Aktionen führten die Mitglieder der AGR am 08. Mai 2003 relativ unbehelligt eine Mahnwache am Rostocker Schwanenteich durch. In üblicher Rhetorik gedachten sie der Niederlage Deutschlands 1945 und der "Unterwerfung ihres Volkes".

Für den 08. Mai diesen Jahres hat die Aktionsgruppe Rostock eine Kundgebung unter dem Motto "8. Mai - Wir kapitulieren nie" angekündigt. Im Internet mobilisieren die Nazis zu 17.30 Uhr zum Schwanenteich in Rostock-Reutershagen. Achtet diesbezüglich auf weitere Ankündigungen!