links-lang fetzt!

09.02.2002
Importierte Nazis in Demmin

Der Applaus war spärlich und verhalten. Viel interessanter als die Tiraden Christian Worchs fanden die zwischen 170 und 190 Faschos, die heute in Demmin dem Motto "Arbeit für Millionen statt Geld für Kanonen" der NPD gefolgt sind, die GegendemonstrantInnen: Faschingsklänge und -gesänge, Sprüche wie "Deutschland von der Karte streichen - Polen muß bis Frankreich reichen" oder Aufforderungen an den "Wessi" Worch, sich doch abschieben zu lassen, stifteten nicht nur Verwirrung bei den rechten Dumpfnasen und ließen die AntifaschistInnen in Gelächter ausbrechen, sondern entlockten auch so manchem Polizisten ein Schmunzeln. Und "Arbeitsfrei für die Polizei" klang schließlich auch viel besser als das übliche "Deutsche Polizisten..."

Es war eine passende Abrundung für die Aktionen gegen die Nazi-Demo, die mit einem kurzen Straßentheater-Stück über das "herrliche" braune Wetter in Demmin und die Reaktionen der Einwohner darauf begannen. Und entschädigte auch, wie zu hören war, für die wenigen erfolgreichen Aktionen gegen die Nazis. Zwischen 150 und 200 GegendemonstrantInnen waren immer wieder in der Nähe der Nazis und taten ihren Protest lautstark kund, während die Faschos einmal über Mist laufen mußten und, glaubt mensch der Gerüchteküche, auch diverse Gegenstände vom Himmel fielen und einige Nazi-Autos ein paar Beulen mehr bekamen.

Den Abschluß konnten jedoch nicht alle GegendemonstrantInnen verfolgen: Einige wurden von der Polizei in Gewahrsam genommen, weil sie verdächtigt wurden, Gegenstände geworfen zu haben oder oben erwähnten Mist auf der Straße abgeladen zu haben. Ständig wurden die paar Antifas, die die Nazis begleiteten, abgedrängt oder eingekesselt.

Wahrscheinlich war das der städtisch verordnete stille Protest gegen die NPD, der da auch gegen den Willen der Bürger durchgesetzt werden mußte. Denn Landrat, Bürgermeister und alle diversen Parteien hatten sich für ein Friedensgebet und einen Schweigemarsch am Abend gegen Rechts - oder vielleicht auch Extremismus? - ausgesprochen. In Demmin ist anscheinend bekannt, daß Schweigen gegenüber Unrecht in Deutschland üblich ist.

Dafür redeten andere mehr als ausreichend, ohne etwas zu sagen. Neben Christian Worch, der ungewohnt gute Worte für die NPD fand, griffen noch Lutz Dessau, Stefan Köster, Dirk Arendt und Maik Spiegelmacher, die NPD-Chefs von Rostock, Ludwigslust, Stralsund und Greifswald, zum Mikro. Der Wahlkampfauftakt wurde schnell mal nebenbei eröffnet, ließ die größtenteils aus Vorpommern und den Ecken um Rostock und Ludwigslust stammenden Faschos jedoch nicht in Jubelstürme ausbrechen.
Jubeln konnte auch ein alter Mann nicht mehr, der den Nazi-Aufmarsch beklatscht und mit deutschen Grüßen empfangen hatte. Er bekam Besuch von der Polizei.

Daß Nazi-Aufmärsche nicht nur in McPomm nicht mehr verhindert werden können, haben die letzten Jahre gezeigt. Insofern wurde es von Beteiligten als Erfolg gewertet, daß die Nazis wenigstens nicht widerspruchslos marschieren können. Auch ohne großartige öffentliche Mobilisierung wie in Demmin werden sich immer Menschen finden, die eben nicht schweigen, sondern den Nazis kreativ, vielfältig und mit Spott und Hohn zeigen, daß sie unerwünscht sind. Die Straße gehört nicht ihnen und McPomm ist weder ihr Rückzugsgebiet noch ruhiges Hinterland.

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